„Deutsche Bauernmesse“ und die „Pfeiferlbuam“

von Redaktion

Volksmusikpflege Veranstaltungen zur aktuellen Ausstellung auf Schloss Hartmannsberg am morgigen Sonntag

Die aktuelle Ausstellung der Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim zum Thema „Annette Thoma, Tobi Reiser, Hans Kammerer – die Volksmusikpflege von den 1930er- bis in die 1970er-Jahre“ ist bei freiem Eintritt morgen, Sonntag, von 13 bis 18 Uhr zu besichtigen. Eine Führung mit dem Kreisvolksmusikpfleger beginnt um 14 Uhr. Die Ausstellung kann sehr gut auch ohne Führung und aufgrund der vielfältigen Inhalte auch mehrmals besucht werden. An einer vom Bezirks-Volksmusikpfleger Leonhard Meixner zur Verfügung gestellten Tonanlage können die Besucher insgesamt zwölf Hörbeispiele ganz einfach anwählen und anhören.

Wie an jedem Öffnungstag gibt es auch am morgigen Sonntag zwei besondere Begleitangebote. Volksmusik kann am besten durch das eigene Tun emotional erfahren werden. Zugleich ist die mündliche Überlieferung, das Erzählen und Weitergeben, das Erinnern und Wertschätzen der eigenen Tradition und Überlieferung ein wichtiger Bestandteil der Volksmusikpflege. Dazu besteht als Ergänzung und Weiterführung der Exponate, Bilder und Texte auch am Sonntag Gelegenheit: Schon um 11 Uhr können die Besucher in Schloss Hartmannsberg eine heilige Messe zusammen mit Pfarrer Professor Dr. Georg Kraus aus Schloßberg feiern – bei schönem Wetter im Freien am See, ansonsten in der ehemaligen Schlosskapelle. Pfarrer Kraus war lange Jahre Vorsitzender des Katholischen Bildungswerks Rosenheim und hat zusammen mit Pfarrer Durner, Rosl Brandmayer und Ludwig Gruber ganz wesentlich zur Entwicklung unserer Reihe „Das geistliche Volkslied das Jahr hindurch“ beigetragen, die vom Bildungswerk Rosenheim aus ab 1980 die zeitgemäßen geistlichen Volkslieder in Bayern und Österreich bis nach Südtirol ganz neu verbreitet hat.

Gemeinsam singen alle Gottesdienstbesucher einige Lieder aus der 1933 von Annette Thoma (1883 bis 1974) in Riedering geschaffenen „Deutschen Bauernmesse“. Auch die Weiterentwicklung und die neuen Ideen von Annette Thoma nach dem II. Vatikanischen Konzil, wie beispielsweise das „Alleluja“ und kirchenzeitliche Lieder sind in der Liedauswahl berücksichtigt.

Annette Thoma hat die „Deutsche Bauernmesse“ auf der Basis überlieferter Melodien und liturgienaher Texte für die „Riederinger Sänger“ geschaffen. Am Namenstag vom Kiem Pauli (1882 bis 1960) haben sie die Messe zum ersten Mal in Wildbad Kreuth gesungen. Schon 1934 hat Pfarrer Bergmeier die „Deutsche Bauernmesse“ in Großkarolinenfeld singen lassen. Viele Bilder, Noten und Hinweise dazu und zu Annette Thoma finden sich in der Ausstellung, die nach dem Gottesdienst besichtigt werden kann.

Am Sonntagnachmittag um 15.30 Uhr gibt es „Erinnerungen an Hans Kammerer“. Werner Pangerl, in dessen Familie der Nachlass von Hauptlehrer, Heimatforscher, Sammler und Volksmusikpfleger Hans Kammerer (1891 bis 1968) sorgsam verwahrt wurde, wird über das vielschichtige Leben vom „Onkel Hans“ erzählen. Da geht es um die Instrumente und Stückl, die Hans Kammerer mit seinen Schülern spielte und die Lieder, die er sammelte und mit seinen Klassen und Gruppen sang. Gemeinsam singen die Besucher einige Lieder, die Hans Kammerer etwa als schwer Kriegsverwundeter 1915 bis 1917 im Lazarett auch von seinen verletzten Kameraden handschriftlich festgehalten hat: Musik und Gesang haben seinen Lebenswillen gestärkt.

Ab den 1920er-Jahren war Kammerer ein versierter Faltbootfahrer in den Schulferien: Mit seinem in Rosenheim hergestellten „Klepperboot“ und seinem Dackel ging er auf Reisen, auf Flüssen in Bayern und Österreich, einmal sogar Richtung Schwarzes Meer. Der Bezirk Oberbayern hat mit seinem Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik die Bilder einer Balkanreise nach Bosnien 1931 digitalisiert, damit für diese Veranstaltung Abzüge zum Anschauen gemacht werden konnten.

Und noch etwas Besonderes: Die Familie Prochazka (Fischbachau) und Helmut Scholz (Rosenheim) spielen mit zwei Flöten, Gitarre und Zither einige Stückl aus den Notenhandschriften von Kammerer für seine „Pfeiferlbuam“ und die Hausmusik auf, die wohl schon mehr als 70 Jahre nicht mehr erklungen sind.

Weitere Informationen zur Ausstellung und weiteren Termine und Begleitveranstaltungen finden sich im Internet unter www.ebes-volksmusik.de, Fragen richten Sie bitte an ernst.schusser@heimatpfleger.bayern oder Telefon 08062/8078307 (Förderverein Volksmusik Oberbayern, mit Anrufspeicher). Ernst Schusser

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