Bruckmühl – Waren es zum Zeitpunkt der Galerie-Eröffnung 64 Bilder und Skulpturen, die Rupert Dorrer stiftete, so hat sich die Anzahl der Exponate in den 30 Jahren nahezu verdoppelt. Das kam durch weitere Ankäufe von Kunstwerken seitens des Fördervereins und Rupert Dorrers zustande. Auch Schenkungen gab es. Längst können nicht mehr alle Werke auf einmal gezeigt werden, sondern man muss eine Auswahl treffen. Dies ermöglicht, dass die Ausstellung, die alle fünf Jahre präsentiert wird, jedes Mal ein neues Gesicht erhält.
In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Arbeiten von Rupert Dorrer selber, der sich mittlerweile als Maler einen Namen gemacht hat. Der Konzeptidee von Andreas Legath folgend, zeigt Dorrer eigene Werke und die von Freunden. Seine „Freunde“ stammen zum Teil aus dem 19. Jahrhundert und sind die Urväter der Sammlung. Zwar dominieren die modernen Exponate, aber im Erdgeschoss begrüßt uns unter anderem „Der alte Westernacher“, 1916, von Hiasl Maier-Erding, der mit feierlichem Ernst aus dem Bild herausschaut.
An der Schwelle
zur Moderne
Das riesengroße Kuhbild (151 mal 200 Zentimeter) aus der Zeit um 1900 von Rudolf Schramm-Zittau wurde mit großem Aufwand aus dem Depot in die Galerie getragen. Dieses Bild steht an der Schwelle zur Moderne, denn die Figuren – Tier und Mensch – haben bereits leicht abstrahierten Charakter. Das Bild der Fraueninsel von Paul Paulus von 1915 taucht den See, die Kähne, Berge und die Insel in verschiedene Blautöne und strahlt eine geheimnisvolle Atmosphäre aus.
Im ersten Stockwerk zeigt sich die zeitgenössische Kunst, ebenso wie im Dachgeschoss: Andreas Legath mit der Ansicht eines kargen sardischen Tals, Charlotte Dietrichs Akt „Schreitende“ und Stefanie Hoellering mit der eigenwilligen Handschrift ihrer „italienischen Landschaft“.
Neben Hoellering hat ein Neuzugang Platz gefunden: Der Förderverein kaufte jüngst ein Werk der Münchner Malerin Doris Hahlweg für die Sammlung. Doris Hahlweg ist seit mittlerweile sieben Jahren Mitglied des künstlerischen Beirates. Jedes Beiratsmitglied soll letztlich mit einer Arbeit in der Sammlung vertreten sein. Die Bilder von Hahlweg sind auf ungewöhnlichem Material gemalt: Auf Aluminium, das sich als hart und unnachgiebig erweist. Darauf lässt sie Farbe erzählen, nur Pinselstriche oder herunterlaufende Linien geben den Ton an – kräftig in den Farben oder durchscheinend. Ästhetik und Ausdruck ergänzen einander.
Den großen Raum und den Flur gestaltet Rupert Dorrer mit einer beachtlichen Zahl von Bildern. Er lässt sich gerne auf unterschiedliche Themen ein. Da hängt ein Christusbild im selben Raum wie die Innenwand der abgerissenen Kult-Kneipe „Schwabinger 7“. Den Christus hat er in altmeisterlicher Manier gemalt, aber als Hinweis auf seine Aktualität stellenweise übermalt. Die Wand des Lokals hat Dorrer fotografisch genau, aber doch in eigener Umsetzung im Bild festgehalten.
Mit Pigmenten und mit von der Originalwand abgeschabtem Material ist das Werk aufgebaut und besitzt damit eine besondere haptische Qualität. Die über viele Jahre in die Wand geritzten Zeichnungen und gemalten Wörter hat er sorgfältig wiedergegeben. So besitzt das Werk dokumentarischen Charakter.
Im Dachgeschoss schaut dem Besucher, schon von der Treppe aus sichtbar, Erika Maria Lankes‘ „Anne aus der Schülergruppe“ entgegen – die Polyester-Skulptur eines etwa zehnjährigen Mädchens. Diese Skulptur ist nicht, wie andere Gestalten von Lankes, durchgefärbt, sondern ohne Farbe belassen. Das gibt der Anne etwas Eigenwilliges.
Eine Erinnerung
an das Gebäude
Noch einmal zurück zum Eingangsbereich: auch hier ein Bild von Dorrer, in sanften Grau- und Weißtönen in althergebrachter Technik gestaltet. Da präsentiert sich das vormalige Bahnhofslokal samt Personal (etwa aus dem Jahr 1910) – eine Erinnerung daran, wie das heute renovierte und durch einen lichtdurchfluteten Anbau ergänzte Gebäude früher aussah.