Neubeuern – Im Mittelpunkt des Neubeurer Schlosskonzertes standen diesmal Bearbeitungen von Volksliedern aus unterschiedlichen Epochen. Cihat Askin (Violine), Alexander Hülshoff (Violoncello) und Saskia Giorgini (Klavier) spielten Werke von Beethoven, Leos Janácek und Antonin Dvorák sowie Eigenkompositionen von Cihat Askin.
Zehn Variationen
von Beethoven
Zunächst erklangen von Beethoven die zehn Variationen über das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu“ für Violine, Violoncello und Klavier in G-Dur op. 21. Das volkstümlich schlichte Thema aus Wenzel Müllers Oper „Die Schwestern von Prag“ hat Beethoven in zehn Variationen fantasievoll bearbeitet.
Nach einem verhaltenen, fast tastenden Beginn schienen sich Violine, Cello und Klavier in einem farbigen, immer rascheren Wechsel musikalisch überbieten zu wollen. Oft ernst und ausdrucksstark, meist aber heiter und vergnüglich, spielten die Streicher und das Klavier mal allein, dann wieder zusammen oder gegeneinander. Der zarte Strich der Violine, die perlenden Läufe des Klaviers und das dunkel warme Timbre des Cellos berührten das Publikum. Mit effektvoller Dynamik erklang schließlich das Allegretto, nach dem begeisterter Beifall einsetzte.
Die Yiddish Fantasy op. 11 von Cihat Askin besteht aus drei miteinander verbundenen Liedern. Ergreifend war das melancholische Thema im Mittelteil, das an die Filmmusik von „Schindlers Liste“ erinnerte. Voller zarter Traurigkeit erzeugte die Violine zur dunklen Klavierbegleitung melodisch feine und dünne Töne. Lebhafte Folkloristik kennzeichnete die zwei türkischen Miniaturen. Cihat Askin und Saskia Giorgini drückten mit ihrem leidenschaftlichen Spiel die tiefe Sehnsucht nach Frieden und Menschlichkeit aus.
Eine musikalische Sternstunde war das Märchen für Violoncello und Klavier von Leos Janácek . Wundervoll akzentuierte Cellist Alexander Hülshoff die Verliebtheit des Prinzen, berührend brachte das Klavier mit einem elegisch gesanglichen Thema die Liebe der Prinzessin zu Gehör. Das mal düster knurrende, mal geschmeidig schmeichelnde Cello kontrastierte zu rauschenden Akkorden des Klaviers. Einen großen poetischen Klangzauber rief die dialogisch kunstvolle Verflechtung der beiden Instrumente im Con moto, Adagio hervor.
Im Dumky Trio Nr. 4 in e-Moll op. 90 von Dvorák kommt die slawische Seele ergreifend zum Ausdruck. Askin, Hülshoff und Giorgini waren ebenbürtige Partner, die den vielschichtigen Klangkosmos des böhmischen Komponisten voll auszukosten schienen. Alle drei spielten mit einer bezwingenden Hingabe und Dynamik.
Mal fröhlich,
mal schwermütig
Die sechs Sätze des Dumky Trios besitzen einen mal dunkel-schwermütigen, mal fröhlichen Charakter. Herrlich anzuhören waren die tänzerischen Figurationen im Allegro, wehmütig klang die Klage des Cellos, sanft und schwärmerisch das Klavier. Farbige Folkloristik verströmte das Andante, ernst folgte eine ruhige Melodie mit eingeschobenem Marschmotiv im Andante moderato. Nach langsamer Einleitung steigerte sich das Lento maestoso Vivace zu einem furiosen Schluss. Für den stürmischen Beifall des Publikums bedankte sich das brillante Trio mit dem etwas süßlichen Stück „Salut d’amour“ von Edward Elgar.