Hilfreiche Tipps von einer „Zuagroastn“

von Redaktion

Interview Kerstin Riemer über Hofläden und Manufakturen im Chiemgau

Chiemgau – „Hofläden & Manufakturen im Chiemgau“: Nicht schon wieder ein Ratgeber für den Chiemgau, mag sich so mancher interessierte Leser – ob zugroast oder einheimisch – denken. Doch das genauere Hinsehen lohnt sich. Denn Kerstin Riemer, selbst eine Zugereiste aus Oberfranken, aber seit vielen Jahren im Chiemgau beheimatet, hat Läden an Orten ausgemacht, an denen man vielleicht nicht bewusst vorbeikommt oder einfach dran vorbeifährt. Warum sich das Buch lohnt und wie man überhaupt auf die Idee kommt, den Chiemgau noch tiefer zu erforschen, erzählt Kerstin Riemer im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen.

Frau Riemer, was ist das Besondere an Ihrem neuen Buch „Hofläden und Manufakturen im Chiemgau“ (erschienen bei J. Berg im Bruckmann Verlag)?

Es ist eine Schatztruhe. Es finden sich Porträts über außergewöhnliche Menschen, es gibt Infos zu Läden, zu Lebensmitteln, Haushaltsgegenständen oder anderen Objekten, die es eben nur hier im Chiemgau gibt und die somit einzigartig sind. In dem Buch finden sich aber auch Ausflugstipps und Rezepte. Manufaktur steht für Qualität, Tradition und Weiterentwicklung, für junges und altes Wissen. Es braucht Mut, um sich mit einem Handwerk selbstständig zu machen. Landwirtschaftliche Betriebe, die von ihrer Hände Arbeit leben wollen. Das ernährt uns. Das verdient Respekt und Wertschätzung. Natürlich spiegelt sich da auch meine Wertewelt wider – regional, handgemacht, nachhaltig. Es soll Anregung sein. Aber eben nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, eher eine Einladung, die Heimat, den Chiemgau näher zu erkunden.

Ein Buch über den Chiemgau zu schreiben, hat trotz alledem doch eher eine regional begrenzte Reichweite. Im vergangenen Jahr ist zusammen mit der Fotografin Carina Pilz „Almfrieden“, gerade eben „Heimatwellen“ erschienen. Dann gibt es noch „Meine Auszeiten im Chiemgau“ (erschienen im Droste Verlag), jetzt noch „Hofläden und Manufakturen im Chiemgau.“ Was treibt Sie an?

Ich habe schon seit Schülertagen gern geschrieben. Nach meinem Studium habe ich im Bereich PR und Unternehmenskommunikation gearbeitet, mache das auch immer noch. Ein Buch zu schreiben, war allerdings immer mein Traum. Der Chiemgau mit all seiner Schönheit und seinen vielen Facetten bietet sich da geradezu an.

Mit Carina Pilz fand ich schnell eine Gleichgesinnte. Ihre Fotos und meine Texte kamen dann auch beim Verlag gut an. So kam eins zum anderen. Den Artenreichtum, die Schönheit des Chiemgaus mag man für gottgegeben hinnehmen, aber man muss immer wieder das Bewusstsein dafür schärfen. Klar, die Bücher von Carina und mir sind Coffeetable-Books, aber bieten weitaus mehr als nur schöne Bilder.

Dennoch stelle ich es mir schwierig vor, Bilder zu transportieren und nicht nur Klischees zu bedienen.

Ich habe schon immer gerne bildlich geschrieben, was mir in meinen Büchern entgegenkommt. Ich bin weniger der kreative Schreiber. Ich will auch nicht nur wortreich beschreiben. Meine Texte sollen in die Tiefe gehen, ich will hinter die Kulissen blicken. Für die Porträts und für die Materialsuche bei Hofläden und Manufakturen musste ich viel Geduld und Zeit aufbringen und viel recherchieren. Aber das war und ist es wert.

Wie finden Sie dennoch immer wieder neue Themen?

Der Chiemgau bietet so viel. Meine Bücher sind eine Einladung, die Heimat mal anders kennenzulernen. Man kann so viel entdecken, man muss nur die Augen offen halten. Ich handle beim Bücherschreiben nach dem Motto: Wenn es nicht vorhanden ist, dann muss ich es selbst schreiben. Beispielsweise gibt es bisher kein Kinderbuch über Advent und Weihnachten im südostbayerischen Raum. Dabei haben wir hier so viele Bräuche und Traditionen. Oder nehmen Sie Cafés und Ateliers – auch das ist ein noch unbestelltes Feld. Interview: Elisabeth Kirchner

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