Rosenheim – Im Jahre 2010 erschien der umfassende Sammelband „Rosenheim. Geschichte und Kultur“, herausgegeben von Manfred Treml und Michael Pilz. Unter diversen Artikeln befindet sich dort auch ein Beitrag des Ortsnamenforschers Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein mit dem Titel: „Der Ortsname Rosenheim“. Der Gelehrte bewertet zunächst die bisher – 2010 – geäußerten Namenserklärungen. Darunter befinden sich mehrere Theorien, angefangen von Wildrosen, die zur Einzäunung und zum Schutz der Siedlung dienten, bis zum Siegel der Grafen von Wasserburg, das angeblich drei Rosen trage, was zum Wappen von Rosenheim führte, oder bis zur Theorie, ein germanischer Personenname Hrodo habe für die Heim(-statt) Rosenheim als Namensgeber fungiert, wie der Namenforscher Eugen Patera meinte. Es gibt die Hypothese, im Namen sei durch das indogermanische Wort ros = Sumpf das sumpfige Gelände an Inn und Mangfall dokumentiert, wie die Kunsthistorikerin Evelyn Frick in einem Leserbrief an diese Zeitung schrieb, oder auch die Theorie von den Rössern: Rosenheim sei als „Rosse-haimp“ zu deuten, womit auf die Innlände als Endpunkt der Schifffahrt angespielt wurde, weil hier die Pferde ausgespannt wurden, von denen die Schiffe stromaufwärts gezogen wurden. Reitzenstein kommt 2010 aber zum Ergebnis: „Es war demnach wohl ein Mann namens Roso, der den Ort Rosenheim gegründet hat und nach dem die Siedlung genannt worden ist“.
Wie hier aber bereits das einschränkende Wörterl „wohl“ und der Klapptext auf der Rückseite des Sammelbandes verrät – „Ein Symbol der Schönheit – die Rose – ist das Wappenzeichen dieser Stadt, für deren Namen es aber bis heute keine wirklich schlüssige Erklärung gibt (…)“ –, blieb der Name Rosenheims bis dato geheimnisvoll. Allerdings lieferte anlässlich einer Tagung des „Arbeitskreises für Bayerisch-Österreichische Namenforschung (ABÖN)“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen der Namenforscher Dr. Wolfgang Janka tatsächlich einen weiteren Erklärungsversuch. Wolfgang Janka deutet „Rosen“ im Namen Rosenheim ebenfalls wie Patera und von Reitzenstein als Personenname. Aber: Ein männlicher, althochdeutscher Rôso hätte als Genitiv die Form „Rôsin“ (= des Rôso), was möglicherweise wegen des i-Umlauts zu „Resenheim“ geführt hätte. Eine weibliche Rôsa hätte aber im althochdeutschen Genitiv die Form „Rôsûn“, die das o im Namen als „Rôsûnheim“ belassen hätte. Die mittelhochdeutschen Schreibungen des 13. Jahrhunderts – Rósenhaemaer, Rosinheim, Rosenhaim, Rosenheim haben zwar statt des alten -ûn nun -en, auch -in, aber in späterer Zeit konnte hier kein Umlaut e im Namen – also: Resenheim – mehr entstehen. Außerdem, so Janka, stamme der Kurzname Rôsa genauso wie Rôso vom Langnamen „Rôsmuot“ ab, jedoch sei ausschließlich die feminine Rôsmuot in Bayern nachweisbar. Ehrlicherweise gab Janka an, hier eng einem Vorschlag des Forschers Norbert Wagner aus dem Jahre 2002 zu folgen. Also nun: Rosenheim = Heim(statt) einer Rôsmuot, kurz: Rôsa!
Armin Höfer