Hohenaschau – Superlative für eine Bilderschau zu vergeben, ist ein wohl seltenes Unterfangen und mit Vorsicht zu genießen. Doch bei der neuen Ausstellung des Kunst- und Kulturvereins zu Hohenaschau in den Räumen seiner Galerie ist der Begriff „Superlativ“ in vollem Umfang zutreffend.
Und dies nicht nur, weil die Malerei des Österreicher Künstlers Kurt Welther überragend ist. Außergewöhnlich ist auch die Tatsache, dass Welther die allererste Ausstellung des Kunstvereins im Jahre 1992 im damaligen Hohenaschauer „Amtshaus“ ausgestattet hatte. Für Furore sorgte er nicht nur, weil er ausschließlich weibliche Akte zeigte. Schon damals wurde seine kraftvolle Malerei deutlich. Zwei dieser Bilder sind in der aktuellen Ausstellung im Raum drei der Etage zu sehen. Ein liegender Akt und eine nackte Frau inmitten von Gräsern. Das Bild trägt den Namen „Frühling“. Obwohl die Frauen nackt sind, haben die beiden Bilder zwar etwas Erotisches, doch keineswegs Pornografisches. Und dies gilt für alle Arbeiten von Kurt Welther.
Er will niemals bloßstellen. Ob Mensch oder Tier, er möchte nie denunzieren. Selbst das Schwein „Lilly“ (Raum eins oben)hat etwas Würdevolles. Ganz zu schweigen vom Esel im gleichen Raum und die marokkanischen Esel im Flur der ersten Etage (2024) sind geradewegs zum Verlieben.
Bei den Bildern von Menschen legt Kurt Welther Wert auf die Körpersprache.
Sie übermitteln wortlos Emotionen und Botschaften. Einige Bilder zeigen die Rückenansichten von Frauen, an deren Haltung zu erkennen ist, wie vertraut sie sich sind. Ausgearbeitete Gesichtszüge findet man bei Welther kaum. Umso überraschender sind seine Blumenbilder im Raum vier des oberen Stockwerks. Die Arrangements sind nicht nur ästhetisch, sondern voller Poesie. Einige Blumen scheinen sich sogar die Hand zu reichen, während andere himmelwärts streben.
Hier ist auch Welthers eigenes Stilmittel am besten zu erkennen. Er malt nicht mit dem Pinsel, sondern fertigt Walzen verschiedenster Größe an, die er entsprechend einfärbt, um dann seine Dekore oder Blüten zu inszenieren. Dabei kommt ihm zugute, dass er vor seinem Studium an der Wiener Kunstakademie eine Lehre als Textilmusterdesigner absolviert hatte. Dort erlernte er den Umgang mit den Abstufungen von Farben und Strukturen. Neben den Blumenbildern fällt auch das Gemälde „Begegnung mit dem Löwenzahn“ auf. Ein kleines Mädchen scheint mit einem Löwenzahn zu sprechen. Poetischer geht`s wohl nicht! 36 Öl auf Leinwand-Bilder zeigt die Ausstellung und jedes von ihnen hätte es verdient, besprochen zu werden. Weil dies aus Platzgründen nicht möglich ist, hier noch ein paar herausragende Bilder: Im Raum drei der ersten Etage hängt „Thomas Bernhard – Holzfällen“. Es bezieht sich auf ein gleichnamiges Buch von Thomas Bernhard, in dem ein verschollener Freund zurückkehrt und das Soupee einer Wiener Abendgesellschaft kommentiert. Im Gegensatz zu Leonardo da Vincis „Abendmahl“ ist die Personenzahl der Tischgesellschaft reduziert, auch sind die Personen gesichtslos.
Erwähnt werden soll hier auch das fünfteilige Gemälde „Hommage an Sergio Leone“ im Flur der ersten Etage. Es zeigt eine Reihe von Westernhelden mit ihren Colts. Der Betrachter hört förmlich „Spiel mir das vom Tod“.
Es fällt schwer, das Werk Kurt Welthers der vergangenen 30 Jahre auch nur annähernd zu beschreiben. Die aktuelle Ausstellung kann sich auch nur ein wenig annähern. In dieser Zeit sind unzählige Werkreihen entstanden, angefangen von den weiblichen Akten im Jahre 1992 im Hohenaschauer Amtshaus bis hin zum Bild „Tafel“, das kurz vor Beginn dieser Ausstellung entstanden ist (Erdgeschoss Nr. 3).
Vielleicht kann dies die Aussage der Kunsthistorikern Andrea Kühnhackl auch nur nur ein wenig erläutern: „Kurt Welther hat eine unbändige Freude und Neugierde am Leben, am Sein, am Menschen und allen Lebewesen. Dieser sprudelnde Lebensquell muss ein Medium finden, mit dem er vorbehaltlos seinen Kosmos bearbeiten und bewältigen kann“. Ein Teil davon ist in dieser Ausstellung zumindest zu erahnen.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 26. Mai freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr sowie sonntags von 14 bis 19 Uhr. Parkmöglichkeit an der Festhalle Hohenaschau.Gertie Falk