Tüßling – Er gehört zu den bekanntesten deutschen Schlager-Sängern: Howard Carpendale. Mit seinen 78 Jahren begeistert er noch immer das Publikum von Jung bis Alt. Am 24. Juli kommt er im Rahmen des Raiffeisen Kultursommers in den Schlosspark Tüßling. Im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen verrät er sein Erfolgsgeheimnis.
Herr Carpendale, Sie begeistern über Jahrzehnte ihr Publikum immer wieder aufs Neue. Auch die jungen Leute. Wie machen Sie das?
Ich denke, die Art, wie ich eine Show zusammenstelle, sieht man in Deutschland nicht oft. Es geht bei meinen Auftritten nicht nur darum, viele bekannte Titel zu präsentieren. Eine Show ist für mich eine besondere Form von Entertainment. Ich lege auch viel Wert auf die Moderation und spreche viel mit dem Publikum, da ich finde, dass man den Künstler besser kennenlernen sollte. Diese Art von Show kann möglicherweise ein Reiz, auch für jüngere Menschen sein. Und sicherlich ist es auch die Interpretation der Songs von damals, die wir sehr modern arrangieren und mehrere Generationen begleiten. Das war auch der Auslöser für Thomas Hermanns, ein Musical mit meinen Songs umzusetzen.
Wie halten Sie sich fit, verfolgen Sie beispielsweise einen besonderen Ernährungsplan?
Ob die Ernährung tatsächlich die große Lösung ist, lasse ich dahin gestellt. Jedenfalls gehe ich regelmäßig ins Fitness-Studio, mindestens dreimal in der Woche. Außerdem tun mir Massagen sehr gut.
Wie gehen Sie mit Ihren 78 Jahren mit dem Älterwerden um?
Da muss man schon tapfer sein, keine Frage. Im Kopf funktioniert alles prima, aber der Körper ist nicht jeden Tag „gut aufgelegt“. Ich bin Realist und trage meine Wehwehchen mit Fassung. Und letztendlich gehört der Tod zum Leben, das ist einfach so.
Werden Sie auch heute noch auf Ihre Kulthits wie „Tür an Tür mit Alice“ angesprochen?
Selbstverständlich. Die Fans haben das Recht, alle bekannten Lieder zu hören. „Tür an Tür mit Alice“, „Ti amo“ und „Hello again“ sind Pflicht, auch bei meinem Konzert in Tüßling.
Wie schaut Ihre Beziehung zu Ihrem Geburtsland Südafrika aus?
Das Land macht immer wieder schwierige Zeiten durch, was mir weh tut. Ich bin das letzte Mal vor rund zehn Jahren in Südafrika gewesen. Es leben dort vier Nichten von mir, mit denen ich Kontakt halte. Mit einem Gitarristen, der mich noch aus meiner Teenagerzeit kennt, pflege ich ebenfalls eine lose Verbindung.
Gibt es so etwas wie „schönste Momente“ in Ihrer langen Karriere?
Ja, dazu gehört auf alle Fälle im Jahr 2003 mein großes Abschiedskonzert, was im Nachhinein betrachtet keines gewesen ist. Jedenfalls sind damals 10000 Menschen in der Köln-Arena erschienen. Es war einfach nur überwältigend.
Sie beendeten 2003 Ihre Karriere und haben dann aber 2008 „Hello again“ gesagt. Wie kam dies zustande?
Mir hat einfach die Kreativität gefehlt, die mein Leben ja sehr bereichert. Außerdem vermisste ich Ziele, auf die ich konkret hinarbeiten kann.
Sie sind skandalfrei durch Ihr bisheriges Künstlerleben gekommen, was nicht jedem Prominenten gelingt. Haben Sie ein Geheimnis?
Es gibt kein Geheimnis, aber diese Frage stelle ich mir sogar selber. Vielleicht hatte ich auch Glück, dass die Zeitungen nicht immer alles von mir wussten.
Würden Sie als junger Mensch noch mal in die Musikbranche einsteigen?
Wahrscheinlich schon. Was ich bedauere ist, dass ich meinen Klavierunterricht nicht weiter verfolgt habe. Ich beneide die Leute, die auf der Bühne stehen, Klavier spielen und singen. Neben der Musik nimmt der Sport ein zentrales Thema bei mir ein. Ein Leben ohne Musik und ohne Sport ist für mich nicht vorstellbar.
Sie leben in München. Kennen Sie den Landkreis Altötting oder sogar Tüßling?
Altötting kenne ich, und Tüßling werde ich bald kennenlernen. Es heißt, der Schlosspark sei ein hervorragender Platz für ein Konzert.
Sie sind auch Großvater. Sehen Sie Ihren Enkelsohn öfter?
Weil Mads bald in die erste Klasse kommt, sind seine Eltern jetzt noch häufig mit ihm unterwegs gewesen, so- dass ich leider weniger Gelegenheit hatte, den Jungen zu treffen. Er ist ein großartiges und wunderbares Kind, aber das sagen wahrscheinlich alle Großeltern über ihre Enkelkinder.
Interview. Ursula Huckemeyer