Bad Aibling – Für den Bruchteil einer Sekunde ist der Besucher irritiert: steht er tatsächlich vor einer weiteren Tür, die es zu öffnen gilt, ehe man zu den Bildern gelangt? Aber schnell wird klar, dass man vor einem „gemalten“ Tor steht, das zu den Exponaten der Ausstellung gehört. Von zwei Torflügeln, in hellem Grün gestaltet, blättert Rost in dünnen Partien ab. In der Mitte appliziert sitzt ein metallener Riegel, den zu bewegen nicht gelingen würde, so viel ist bei genauem Hinsehen klar.
Ohne erkennbaren
Bildinhalt
Das Tor („La Porta“, Rost und Kupferoxid auf Holzgrund, 175 Zentimeter hoch und 100 Zentimeter breit) ist ein Gemälde wie die 15 anderen Exponate in der Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus des Kunstvereins Bad Aibling auch. „Großformatig, informell, experimentell“ nennt Widl die Ausstellung. Informell bedeutet ohne erkennbaren Bildinhalt, aber der interessierte Besucher glaubt, manchmal die Annäherung an eine Landschaft wahrzunehmen. Zwei Arbeiten mit den Titeln „Nihil aeternum est – nichts ist für ewig“ und „Zwischen den Welten“ unterscheiden sich von den anderen dadurch, dass mit dem Material Bitumen auch Schwarz verwendet wird. Aus der tiefen Schwärze hebt sich hell und gefächert eine leuchtende Materie hervor.
Die große Wand der Galerie wird dominiert durch starkfarbige Bilder, die Bewegung und Rhythmus assoziieren und die ihre Titel aus der Musik entlehnen, so wie „Chaconne“ und „Toccata“. Bei „Chaconne“ handelt es sich um einen mexikanischen Tanz, bei „Toccata“ um ein aus schnellen Läufen bestehendes Instrumentalstück. Temperament und Schnelligkeit vermitteln Widls Bilder, und der Betrachter fühlt sich mitgerissen im Tanz oder im Instrumentalspiel. Feuriges Rot beherrscht mehrere Bilder.
Ein Suchen
und Finden
Alle Werke zeigen einen pastosen Farbauftrag, gehäuft die Farbe hier und da im Bild, oftmals unterlegt mit Sand, Erde, Plastikmaterial, experimentell die Möglichkeiten der Gestaltung auslotend. Nach seinen eigenen Worten ist experimentelle Malerei für Widl ein Entdecken und Verwerfen, ein Suchen und Finden.
Martin Widl lebt und arbeitet in Erding und war für Studienaufenthalte in Irland, Wien und Verona. Seine Arbeiten waren ausgestellt im Üblackerhäusl in München, in der Akademie für politische Bildung in Tutzing, in der Galerie der Stadt Burghausen und mehr.