Ein Höhepunkt Rosenheimer Goldschmiedekunst

von Redaktion

Ausstellung im Museum in Prien präsentiert restaurierte Immaculata

Prien – Dass Rosenheim über die Jahrhunderte hinweg auch ein Zentrum von Kunst und Kunsthandwerk war, ist heute weitgehend unbekannt. Trotz der Arbeiten von Peter von Bomhard in seinen „Kunstdenkmälern der Stadt und des Landkreises Rosenheim“ sind die Künstler, die Maler und Bildhauer der Stadt heute weitgehend unerforscht geblieben. Das gleiche gilt für die Gold- und Silberschmiede. Im Standardwerk zur deutschen Goldschmiedekunst „Der Goldschmiede Merkzeichen“ von Marc Rosenberg aus den 1920er-Jahren ist für Rosenheim nur ein Ambrosius Ruedorffer aus der Zeit um 1650 genannt, obwohl sicher im damaligen Marktflecken zumindest seit dem Spätmittelalter Goldschmiede tätig waren.

Einer dieser vergessenen Künstler ist Adam Schneider, der wohl um 1710/15 in Neunz in Schlesien (heute Niwnica/Polen) geboren wurde. 1732 wurde er als Bürger in Rosenheim aufgenommen, heiratete im gleichen Jahr die Goldarbeitertochter Maria Eder aus Landshut und erwarb die Goldschmiedegerechtigkeit, die er 1756 um 100 Gulden wieder veräußerte und unbekannt verzog. Von Adam Schneider sind nur wenige Werke bekannt. Ein in Prien befindlicher Kreuzpartikel von 1733, Kelche in Rosenheim St. Nikolaus und Pfaffenhofen am Inn, ein Kreuzpartikel in Prutting sowie eine Lavabogarnitur in Eggstätt.

Das wertvollste Stück des Kirchenschatzes der Pfarrkirchenstiftung Mariä Himmelfahrt in Prien und wohl auch die bedeutendste Arbeit Schneiders bildet seine rund 120 Zentimeter hohe Immaculata. Die originale Rechnung hat sich im Archiv der Erzdiözese München und Freising erhalten. Bestellt 1736 als Tragfigur und Altarschmuck für die dortige Rosenkranzbruderschaft ist sie noch heute in liturgischer Verwendung. Auftraggeber war Floridus Rappel, 1736 zum Propst des Stifts Herrenchiemsee gewählt. Es ist ein glücklicher Zustand, dass die Plastik nicht den Silberablieferungen an den Kurfürsten gegen Ende des 18. Jahrhunderts zum Opfer fiel.

Über die Vermittlung des Kunstreferats der Erzdiözese München und Freising sowie durch das großzügige Entgegenkommen der Bauer’schen Barockstiftung München, die die gesamten Kosten der Maßnahme übernahm, konnte die Plastik nun erstmals grundlegend restauriert werden und zeigt sich nun in altem Glanz.

Die Ausstellung im Museum in Prien zeigt noch bis zum Sonntag, 26. Mai, Dienstag bis Sonntag 13 bis 17 Uhr, die großartige handwerkliche Arbeit der zusammenarbeitenden Gewerbe des 18. Jahrhunderts.

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