Bad Endorf – Von den 1695 Pfeifen der Sandtner-Orgel in der Pfarrkirche St. Jakobus nutzte der junge Organist Marius Herb vornehmlich die dunkeltönenden in den „Variations on a theme by Paganini“ von George Thalben-Ball (1896 bis 1987), weil die nur auf dem Pedal zu spielen sind. Bei der überaus fleißigen Beinarbeit musste man fast fürchten, dass der Organist einen Knoten in seine Beine brachte. Dank der Kopplungsmöglichkeiten tönten nicht nur die Bassregister, Marius Herb musste zweistimmig und akkordisch reichhaltig spielen, was er alles glänzend erledigte.
Studiert hat der 2000 in Augsburg geborene Marius Herb in Regensburg, Mainz, Paris und studiert derzeit in München, internationale Wettbewerbe hat er auch schon gewonnen und so präsentierte er sich als schon beeindruckender Orgelvirtuose.
Die „Toccata Decima“ von Georg Muffat war, vor allem im Fugen-Teil, fein abgestuft registriert und sehr überlegt phrasiert, so dass man erkannte, wie immer wieder abwärts eilende Läufe dieses Stück prägen und wie sich die Harmonien überraschend verrücken.
Für die Toccata BWV 566 von Johann Sebastian Bach wählte Herb die festlichere Version in E-Dur. Vorsichtig präludierend begann er, kam dann schnell ins Vollrauschende, trennte sorgfältig und transparent die einzelnen Teile und stürmte mit Schwung durch die alles krönende Fuge mit dem langen Thema.
Aus Beethovens Stücken für eine Flötenuhr spielte Herb das Adagio assai mit der weitausschwingenden lieblichen Melodie, zwischendurch registrierte er so, dass alles geheimnisvoll wie aus weiter Ferne klang. Louis Vierne (1870-1937) verarbeitet in „Carillon de Westminster“ op. 54/6 das weltbekannte Vier-Ton-Glocken-Motiv, das in vielen Standuhren tönt, in fantasievoller Weise. Marius Herb brachte damit die große Sandtner-Orgel prächtig zum Tönen in der Jakobskirche und ließ mittels seiner Registratur die Musik näher kommen und wieder entschwinden: würdiger Abschluss eines glanzvollen Konzertes. Als Dank für den herzlichen Applaus begab Herb sich nach unten, setzte sich an die kleine Chororgel und erfreute die Zuhörer mit einem kleinen hübschen Stück, das stark nach Mozart klang. RAINER W. JANKA