Preisträger aus ganz Deutschland

von Redaktion

Grassauer Deichelbohrer-Jury kürt aus 544 Einsendungen die besten Kurzgeschichten

Grassau – Aus 544 eingesandten Kurzgeschichten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum musste die Jury die besten Autoren ermitteln. Wahrlich eine schwierige Aufgabe, der sich heuer zum vierten Mal – im Abstand von zwei Jahren – die Jury des „Grassauer Deichelbohrer“-Literaturpreises stellte. Ermittelt wurden die drei Besten und drei vierte Plätze. Bei der Siegerehrung war allen sechs Gewinnern bis unmittelbar vor der Preisvergabe nicht bekannt, wer an welcher Stelle sein würde.

Einfühlsamer
Vortrag

Der Schauspieler Sebastian Fischer, las einfühlsam und ausdrucksstark alle sechs Kurzgeschichten vor, sodass sich das konzentriert lauschende Publikum im großen Saal der Sawallisch Villa selbst ein Bild machen konnte. Moderiert wurde die Veranstaltung von Christine Paxmann, die auch selbst der Jury angehörte zusammen mit Uta Grabmüller, Klaus Bovers, Janina Fellgiebel und Willi Schwenkmeier.

Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von den jungen Bläsern „EasyBrass“ der Musikschule Grassau unter der Leitung von Musikschulleiter Wolfgang Diem, gleichzeitig Vorsitzender der Sawallisch-Stiftung.

Der Literaturpreis namens „Deichelbohrer“ geht auf das Werkzeug zurück, mit dem früher die Baumstämme ausgehöhlt wurden, um sie als Rohrleitungen für die Salzpipelines zusammenzufügen. Die älteste Pipeline führte durch Grassau weiter nach Rosenheim. Die Idee zu dem Kurzgeschichten-Wettbewerb hatte der frühere Geschäftsführer der Gemeinde Grassau, Robert Höpfner, selbst Autor und lange einer der beiden Vorsitzenden der Sawallisch-Villa. Die Idee, den Wettbewerb „Deichelbohrer“ zu nennen, hatte Klaus Bovers. Daher erhielten nun die drei Ersten neben Geldpreisen (der Erstplatzierte 1000 Euro) eine kleine Nachbildung eines historischen Deichelbohrers.

Den mit Spannung erwarteten ersten Preis erhielt Annette Arend aus Erlangen, 1973 geboren. Sie ist Schreibcoach an der Universität Erlangen ist, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und arbeitete nach ihrer Promotion ein Jahr lang in Neu Dehli. Aus ihrer Zeit in Indien brachte sie das Ursprungsbild für ihre im Ganges badenden „Wasserbüffel“, der Titel der als beste gekrönten Kurzgeschichte. Dabei werden die Mitarbeiter eines Call-Centers an einem Urwaldfluss in Indien wie moderne Sklaven ausgebeutet. Nur der Fluss mit den Tieren scheint ein gefährlicher Ausweg aus der Hölle von sinnlosem Konsum und unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu sein.

Literatur als Reportage mit harten Details und untergründiger Spannung ist die Geschichte „Rehsumpf“ der Zweitplatzierten Juliane Breinl, Jahrgang 1971. Die Kinder- und Jugendbuchautorin lebt in München, aber auch in einem Farmhaus in Pennsylvania. „Rehsumpf“ spielt in der DDR im gleichnamigen Sumpfbad bei Dessau, wo die Protagonistin im berüchtigten Frauengefängnis Hoheneck sitzt. Ein Reporter aus dem Westen recherchiert und entdeckt Parallelen zur eigenen Geschichte. Sozialkritisch ist „Stadt ohne Fluss“ der dritten Preisträgerin Ulrike Sabine Maier aus Darmstadt, die Mitglied bei den 42er Autoren und der Literaturwerkstatt Darmstadt ist.

Drei vierte
Plätze vergeben

Die drei vierten Plätze gingen an Heike Kuhn, 1981 in Straubing geboren für „Büro 304“, an Henrietta Hartl aus Franken, wohnhaft bei Rostock für „Katzentanz“ sowie an Simon Bethge, Jahrgang 1996 aus Hamburg, für „male fantasy, oder alleskann: nussmix“. Alle preisgekrönten Kurzgeschichten sind in einer sorgfältig gestalteten Broschüre zusammengefasst, die in der Sawallisch-Villa zu haben ist.

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