Rosenheim – „Rosenheim ist insgesamt in drei Teile geteilt“ – wer erinnert sich noch an den guten alten Cäsar? „Gallia est omnis divisa in partes tres“, Gallien ist insgesamt in drei Teile geteilt, heißt es dort. Zumindest für den Landkreis Rosenheim mag diese geografische Einteilung durchaus gelten, als 1972 im Zuge der Gebietsreform der Altlandkreis Rosenheim um Teile des Altlandkreises Wasserburg und außerdem um den Großteil des Altlandkreises Bad Aibling zum neuen Landkreis Rosenheim geformt wurde.
Ganz sicher aber liegt, sprachlich gesehen, auch für den Namen „Rosenheim“ eine Dreiheit vor: Ros-en-heim. Die etwaige Zweiteilung Rosen-heim greift zu kurz. Es kommt bei der Namenserklärung nämlich großenteils auf das Fugen-en in Rosenheim an! Die Silbe -en- zwischen Ros und heim weist nämlich stark darauf hin, Rosenheim als „die Wohnstätte eines Roso beziehungsweise einer Rosa zu bezeichnen“, wie es im Lexikon bayerischer Ortsnamen von Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein heißt. Die Silbe -en- bezeichnet hier den Genitiv in der Einzahl der Personennamen Roso und Rosa in mittelhochdeutscher Zeit (1050 bis 1350). So ist 1230 in einer Urkunde ein Chvnradus Rósenhaemaer erwähnt. Scheiden dank des Fugen-en alle anderen bisher vorgeschlagenen Namenserklärungen aus? Für ein etwaiges indogermanisches Wort ros = Sumpf äußert der Namenforscher Wolfgang Janka in einer aktuellen Notiz an „Vo Ort zu Ort“ eine große Skepsis in Bezug auf eine Flexionsendung -en. Hier käme eher die Endung -es in Frage. Somit bleiben für das Fugen-en noch die Rosen übrig: Rosenheim als Heim der den Ort schützenden Wildrosen? Doch der Germanistikprofessor Norbert Wagner hat in einem Beitrag von 2002 („Zu ungeklärten Personennamen in süddeutschen Ortsnamen“) festgestellt, dass zur Zeit der Ersterwähnung Rosenheims – 1230 und etwas später – die wilde Heckenrose als hiufa und nicht als rosa bezeichnet wurde. Hagrosen und Heckenrosen seien erst 1500 beziehungsweise 1591 sprachlich erwähnt. Also: Fugen-en ja, aber bei dem Wort Rosa/Rose erst ab 1500 möglich – es sei denn, Rosenheim ist in der Minnesängerzeit derart benannt worden, „als die Rose zum Sinnbild für die Liebe wurde“, wie Joseph Schnetz 1952 in „Flurnamenkunde“ schrieb. Wie könnte es hier aber ernsthaft eine sinnvolle Kombination mit dem Wort „Heim“ gegeben haben?
Übrigens: Nur im Umland heißt es „Rousnham“ oder „Rousnam“. Die meisten Stadtbewohner sagen „Rosnheim“. Und das Pferd im Namen Rosenheim? Wer bairisch spricht, weiß, wie die Mehrzahl vom Roß – mit langem o, nicht: ou – lautet: Roß. „I geh noo gon Roß fuadan“. Wer weiß, was damit auch gemeint ist? Bleibt noch der Namensinhalt von Rosa und Roso zu überprüfen. Diese beiden Kurzformen entstammen dem Langnamen „Rôs-muot, Raos-mot“, wie Norbert Wagner schreibt. Ros und Raos hängen, so Wagner, mit Verben zusammen, die ein „dahinstürmen, rasen, toben, lärmen, eilen“ beinhalten. Zusammen mit muot, also Mut, bezeichnet Rosmuot jemanden, „der ungestümen, stürmischen Mutes“ ist.armin höfer