Bad Aibling – Zum Konzert mit Tanz und Gesang aus der Renaissance hatte das Seniorenzentrum Novalis in Bad Aibling geladen. Und nicht nur zahlreiche Bewohner des Seniorenzentrums, sondern auch viele Gäste von außerhalb folgten trotz des sommerlich-schönen Wetters der Einladung.
Der Renaissancechor Bruckmühl unter der Leitung von Ines Gnettner und die Tanzgruppe „Vivunto Saltatores“ unter der Leitung von Brigitte Liebhardt aus Otterfing begeisterten in edlem Gewand samt Kopfbedeckung und Schuhwerk. Und mehr noch als diese reine Augenweide überzeugte die 35 Personen umfassende Truppe mit Renissance-Werken aus Deutschland, England, Frankreich, Italien – alles a cappella gesungen – und mit historischen Tänzen aus England, Frankreich, Italien und den Niederlanden.
Los ging es mit einer Trompetenfanfare, ehe der Chor den vierstimmigen Kanon „super is icumen in“ anstimmte. Die Lieder von Thomas Morley (1557 bis 1602) „Now is the month of mayen“ and „It was a lover and his lass“, Orlando di Lassos (1532 bis 1594) „Bonjour mon coeur“ oder John Dowlands (1563 bis 1626) „Come again“ brauchten keine Übersetzung, die freudigen Mienen verdeutlichten auch so die Botschaft.
Erfrischend heiter, lautmalerisch perfekt brachten die Bruckmühler Sänger den Hahnengesang „Wann uns die Henn“ von Baldissera Donato (1530 bis 1603) dar. Ein Schmunzeln bei den Zuhörern rief auch das munter dargebrachte „El Grillo“ von Josquin des Prez (1450 bis 1521) hervor.
Auch die sechs Tanzpaare, allesamt edle Maiden und Herren, hatten sichtlich Freude mit den Tanzschritten aus der Welt der Renaissance. Dazu erklärte Tanzleiterin Liebhardt, dass die Schritte oftmals auf schriftlichen Quellen und ikonografischen Zeugnissen beruhen. Die Musikuntermalung (vom Band) mit Trommel, Laute, Schalmei, Trompete, Fideln und Flöten stimmte schon vom Rhythmus auf die Tänze ein. Da wurde sich im Reigen gedreht, da bildeten sich verschiedenste Zirkel, Sterne und Reihen, es gab immer wieder neue Paarformationen, mal schritten die Tänzer mit kleineren beinahe gehüpften Tippelschritten voran, dann wieder mit eleganten „normalen“ Schritten.
Was einfach wirkte, folgte einer strengen Choreografie samt edlen Manieren: Nach jedem Tanz verbeugten sich die Herren vor ihren Damen, und auch die Damen deuteten einen Knicks vor ihrem Tanzpartner an.
Interessant war auch der Petite Riense: Zwei Damen und ein Herr tanzten miteinander. Akkurat drehte der Herr erst die eine, dann die andere Dame, in unterschiedlichsten Zirkeln wiegte und drehte sich das Trio, und dabei kam keiner der Drei zu kurz. Die langen, bunten Gewänder, die bei den Bewegungen mal ausladender, mal weniger weit mitschwangen, taten das ihrige, um das Bühnengeschehen noch vielfältiger zu gestalten.
Mit dem Ballo del Fiore endete das Muttertagskonzert: Doch statt die kleine Blumengebinde an die Tanzpartnerinnen zu überreichen, wogten die Tänzerinnen und Tänzer ins Publikum und überreichten den Damen im Saal einen Blumengruß. Ein schöner Regieeinfall – kein Wunder, dass die Mitwirkenden noch lange nach ihrem Auftritt viel Beifall bekamen.
Elisabeth Kirchner