Das Himmegugga-Rätsel

von Redaktion

1500 Aufführungen im Riederinger Theaterzelt – und immer wieder ausverkauft

Riedering – Es gibt Rätsel, die wollen nicht gelöst werden. Niemand hat Lust, sie zu entzaubern, sie sollen einfach bleiben, was sie sind, nämlich pure Magie. In Riedering gibt es dafür ein schönes Beispiel: den „Himmegugga“, Elfriede Ringsgwandls zweites Theaterstück, seit achtzehn Jahren eine Sensation, erlebte jetzt in Riedering seine 1500. Aufführung – und begrüßte bei der Gelegenheit ganz nebenbei seine 200000. Zuschauerin! Der Zauber wirkt also schon länger und von einem Ende redet niemand.

Magische
Anziehungskraft

Des „Himmeguggas“ magische Anziehung hat zum Teil auch mit seinem Schauplatz zu tun, dem Theaterzelt. Südlich von Riedering steht seit 2012 der weiße Viermaster, ein ausgewachsenes Zirkuszelt, gefertigt in Italien, mit zwei Theaterbühnen, einem Foyer der ausgefallenen Art und einem Biergarten mit Musik bei gutem Wetter. Der „Himmegugga“-Zauber begann aber schon Jahre früher, genauer am 19. August 2006. Auch damals in einem Zelt, das jedoch viel kleiner und in allen Teilen selbst gebaut war, mitten auf einer Eckinger Bauernwiese mit Lagerfeuerplatz und Bierausschank. Schon ein paar Monate nach Beginn war die Adresse kein Geheimtipp mehr, das Publikum kam in Scharen, eine hoch wirksame Mundpropaganda war unterwegs, mehr hat es nicht gebraucht. Hier also begann das Rätsel um die Theaterlegende vom „Himmegugga“. Sein berühmtes „vogelwildes“ Bühnenbild – angeblich über 1000 Einzelteile! – ist bis heute unverändert und jetzt ein Augenschmaus fürs Publikum im großen Viermastzelt.

Dort hatten inzwischen auf der großen Bühne vier weitere Stücke Premiere, alles kreative Schöpfungen von Elfriede Ringsgwandl, Theaterchefin, Regisseurin und Schauspielerin in einem. Gespielt werden derzeit ihr Stück „Lukas Straßenkind“ und natürlich der „Himmegugga“. Es soll Theaternarrische geben, die das Kultstück schon zehnmal und öfter gesehen haben sollen, und wer von denen schon in Ecking dabei war, zählt sich zum Kreis der Eingeweihten mit ihren eigenen Geschichten. Eine überzeugende Erklärung für den endlosen Erfolg hat aber keiner von ihnen – und aus ihrer Sicht braucht die auch niemand.

Wikipedia bemüht sich seit kurzem um eine Deutung, und nichts, was da zu lesen steht ist falsch. Doch dem Rätsel um den Riesenerfolg kommen die ehrenwerten Faktensammler nicht wirklich näher. Einer der Gründe aber sind unstrittig die beiden langjährigen Hauptdarsteller: der Huber Wast aus Breitbrunn als Himmegugga und als seine Tochter Maria, die Multi-Kreative Wahlberlinerin Maria Imania und außerdem Elfriedes älteste Tochter. Diese zwei sind unvergleichlich, auch nach Hunderten von Aufführungen ist Routine für sie kein Thema, sie lieben ihre Rollen des dörflichen Sonderlings und seiner kreuzgeduldigen Tochter mit der tollen Singstimme. Die übermütige Spielfreude gilt freilich auch für alle anderen Darsteller, das merkt das Publikum spätestens beim gemeinsamen Schlussauftritt.

Suche nach
Erklärungen

Was taugt denn sonst noch als Erklärung? Beim Publikum gibt es dafür viele Favoriten: der verständlich gesprochene Chiemgauer Dialekt, die wilden Einfälle des Erfinders Josef Hufnagel (genannt der „Himmegugga“), Erwin Ringsgwandls originelle technischen Bühnengags, Marias großartiges Lied und auch die erfolgreiche Sinnsuche mit dem Auftritt der Außerirdischen. Eingeweihte kennen die Geschichte dahinter, künftigen Neubesuchern wird sie hier wegen der Spannung nicht verraten.

Was aber verraten werden muss, ist die Uraufführung eines neuen Stückes von Elfriede Ringsgwandl: Premiere ist am Freitag, 14. Juni, auf der großen Bühne, das Stück heißt „Marie“, nennt sich „Stummfilm mit Ton“, bietet viel Tanz und Musik und beginnt 1925 in Berlin – aber bitte ganz ruhig bleiben, „Marie“ endet 1950 in Bayern und das heißt automatisch: Happy End.

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