Neubeuern – Dieser Konzertabend im Schlosssaal von Neubeuern mit Trios und Liedern von Komponisten der Romantik war ein Ereignis. Bereits der Besucheransturm zeigte, dass es sich um ein ganz außergewöhnliches Konzert mit hochkarätigen Interpretinnen handelte. Fatma Said (Sopran), Sabine Meyer (Klarinette) und Gülru Ensari (Klavier) besitzen nicht nur eine gewinnende Ausstrahlung, sondern harmonierten auch perfekt miteinander.
Melodische Läufe
der Klarinette
Voller lebhafter Beschwingtheit erklang zum Auftakt „Seit ich ihn gesehen“ für Sopran, Klarinette und Klavier von Franz Paul Lachner. Fatma Said sang von Anbeginn wunderbar präsent mit einem klaren, hellen und raumfüllenden Sopran. Behutsam begleitet wurde die Sängerin von den melodischen Läufen der Klarinette und dem leise perlenden Klavier. In Schumanns ernster Vertonung grundierte Gülru Ensari die glockenreine Stimme der Sängerin zart und zurückgenommen. Fatma Said verband in Stimme und Gestik traumwandlerisch sicher Präzision und Emotion. Eigentlich, so schien es, sang nicht sie, sondern das Lied sang aus ihr. Zu hören war das auch in dem melancholischen Lied „Der Himmel hat eine Träne geweint“ von Friedrich Wilhelm Kücken. Wiederum ohne Klarinette, nur zur Klavierbegleitung wirkte der gleiche Text Schumann gesanglich noch zarter und wie dahingehaucht.
Im Andante der Sonate für Klarinette und Klavier in Es-Dur von von Mendelssohn Bartholdy glänzte Sabine Meyer mit einem warmen, sonoren Klang und weit ausschwingenden Melodiebögen. Meyer und Ensari spielten den Satz innig und ausdrucksvoll und machten ihn zu einem geistigen Genuss.
Dass das Lied eine ganze Welt ist, demonstrierten alle drei Interpretinnen mit vier Liedern von Louis Spohr. Fröhlich und frisch im „Zwiegesang“ mit Vogelgezwitscher der Klarinette, ernst und berührend im Lied „Sehnsucht“, lebhaft und sanft im „Wiegenlied“, verströmten alle drei einen unvergleichlichen melodischen Zauber. Sopran und Klavier betörten das Publikum nach der Pause mit dem Stück „Meine Rose“ und der „Widmung“ aus Myrthen op. 25 von Robert Schumann. In der Konzertarie „Chi sa, chi sa, qual sia“ für Sopran und Klavier von Mozart brillierte Fatma Said mit makellos gesungenen Koloraturen, in „Ah! Spiegarti, oh Dio“ zeigten Sabine Meyer und Gülru Ensari noch einmal ihren musikalischen Ausdrucksreichtum.
Mit großer
Sensibilität
Den Frühling herbei sang Fatma Said schließlich in Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ op. 129. Herrlich tönte die Klarinette im Widerhall, silberhell funkelte das Klavier. Von leisestem Piano bis zum kraftvollen Forte brachte die Sopranistin den Gefühlskosmos Schuberts mit großer Sensibilität zum Erklingen. Als Zugabe nach dem nicht enden wollenden Beifall sangen und spielten die drei sympathischen Musikerinnen noch einmal das „Wiegenlied“ von Louis Spohr.