Rosenheim/Chicago – Der Rosenheimer Fotograf Klaus Maria Einwanger traf zuletzt Bergbauern für Porträtaufnahmen. Ab Freitag, 7. Juni, werden viele Fotos seines vorherigen Buchs „Taxi Drivers – written in their faces“ in der Leica-Galerie in Chicago ausgestellt, Einwanger lädt vor Ort sogar zu einem „Fotowalk“ durch die Straßen Chicagos ein. Im Interview mit den OVB-Heimtzeitungen erzählt er von seinem neuen Projekt und was die Themen Taxifahrer mit Bergbauern miteinander gemeinsam haben.
Herr Einwanger, zuletzt hatten Sie Bergbauern porträtiert, vorher Taxifahrer in urbanen Metropolen – wie kommt es zu diesem Kontrastprogramm?
Tatsächlich hört sich das im ersten Moment nach einem Widerspruch an. Das eine Thema hat mit meiner tiefen Verbundenheit zu meiner Heimat zu tun – das andere Thema mit meinen beruflichen Gegebenheiten, da ich sehr viel international reise. Die gemeinsame Komponente ist auf alle Fälle mein Wunsch, als Fotograf Geschichten zu erzählen, die sonst möglicherweise kaum jemand beachtet, und für einen neugierigen Blick zu sensibilisieren. Bei beiden Themen geht es im Kern um Wertschätzung und den Hinweis, dass das Konsumverhalten jedes Einzelnen einen immensen Einfluss auf unsere Gesellschaft hat.
Haben Sie sich auch von Filmen anregen lassen?
Nicht direkt – wobei mir natürlich die Meisterwerke von Martin Scorsese und Jim Jarmusch sehr wohl bekannt sind. Besonders freue ich mich darüber, dass Jim Jarmusch uns persönlich erlaubt hat, Texte von ihm für das Buch zu verwenden. Ein Reisebegleiter und Inspiration war das kleine, wunderbare Büchlein „Taxi Driver Wisdom“.
Welche Vergleiche lassen sich bezüglich der Lebens- und Arbeitsweise der Taxifahrer ziehen? Und haben Sie auch Taxifahrerinnen getroffen?
Wenn man die Arbeitswelt der Taxifahrer in diesen drei Metropolen vergleicht, ist deutlich zu erkennen, dass es vehemente Unterschiede gibt – und das sieht man eben auch in ihren Gesichtern. In New York wurde den Taxifahrern durch Uber und andere Plattformen kapitalistischer Anbieter die Arbeitsgrundlage und der Wert ihrer Lizenzen und somit in vielen Fällen auch die Existenz zunichtegemacht. In London besteht immer noch ein hartes Ringen und Kämpfen um die Privilegien der ausgebildeten Fahrer, und in Tokio wird dieser Beruf gesellschaftlich geschätzt und du siehst den Taxifahrern ihre Würde und den ihnen entgegengebrachten Respekt an. Auch bei diesem Beruf sind Frauen sehr unterrepräsentiert. In London und Tokio hatte ich die Chance, insgesamt drei Fahrerinnen zu porträtieren. In New York waren es ausschließlich Männer, allerdings aus sehr verschiedenen Kulturkreisen.
Mit welcher Kameratechnik waren Sie für das Buch unterwegs?
Ich wurde bei diesem Projekt von Leica Deutschland unterstützt und habe die Aufnahmen in allen drei Metropolen mit einer Leica SL-2 umgesetzt. Ich habe alles mit Available Light fotografiert, um die Stimmung unverfälscht einzufangen.
Interview: Andreas Friedrich