Schechen: Die Ortschaft an der Waldzunge

von Redaktion

Schechen – Nördlich von Rosenheim und links des Inns befindet sich die Gemeinde Schechen, die in insgesamt 36 Ortsteile gegliedert ist. Sie entstand, wie es auf der sehr informativen Homepage der Gemeinde Schechen heißt, „bei der Gebietsreform 1978 durch den Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Hochstätt, Marienberg und dem nördlichen Teil der ehemaligen Gemeinde Westerndorf St. Peter mit dem Pfarrdorf Pfaffenhofen“.

Die Homepage unterscheidet die 36 Gemeindeteile in vier größere und 32 kleinere Orte. Zu den größeren werden das Kirchdorf Schechen selbst sowie die Pfarrdörfer Hochstätt und Pfaffenhofen am Inn sowie das Dorf Mühlstätt gerechnet. Dabei fällt ein Detail der Namengebung auf, das nach Durchsicht mehrerer Namenserklärungen noch unbehandelt ist: Hochstätt, 970 als Hohsteten belegt, und Mühlstätt, 1332 Mulstat geschrieben, haben jeweils ein Grundwort, nämlich althochdeutsch (750 bis 1050) stat = Ort, Stätte, Stelle, und dazu ein Bestimmungswort, das einerseits eine erhöhte Lage, andererseits eine Mühle bezeichnet.

Genauso Pfaffenhofen, das circa 1170 Phaphenhouen geschrieben wurde und aus den zwei Teilen Pfaffe = Priester mit der alten Dativ-Mehrzahl-Form von „Hof“ besteht und als Ortschaft „zu den Höfen, die in Priesterhand waren“ gedeutet wird, wie es beispielsweise in den Aufzeichnungen des Neubeurer Ortsnamenforschers Dr. Josef Bernrieder steht. Der Gelehrte bezeichnet Pfaffenhofen außerdem als „Urpfarrei“ und „Pfarrsitz von Rosenheim“, der „1609 nach Rosenheim verlegt“ worden sei. „Schechen“ aber ist anscheinend ein Begriff, der ohne irgendeine Zusammensetzung für sich alleine steht. Dies wird in den frühesten Nennungen des Ortsnamens bestätigt. Im Lexikon bayerischer Ortsnamen des Namenforschers Dr. Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein steht nämlich der folgende Eintrag: „Der Siedlungsname ist circa 1180 als Schachen, 1295 als Schaechen, zu Anfang des 14. Jahrhunderts als Schehen und 1443 als Schechen bezeugt“.

Josef Bernrieder erklärt Schechen als Resultat der Entwicklung von althochdeutsch scahho = Landvorsprung, Waldzunge, Waldvorsprung, zur Form Schechen, die einen Dativ im Plural darstelle und per i-Umlaut statt des alten Lautes a nun ein offenes e im Namen habe. Und tatsächlich: In der Mundart kommt immer noch die entwicklungsgerechte Aussprache „Schäha“ vor. Aber Bernrieders ausschließlicher Hinweis auf die Pluralform – er ist nicht falsch! – erstaunt doch ein wenig: Ist tatsächlich „bei den Waldstücken“ gemeint?

Nicht unbedingt: Das althochdeutsche scahho hatte im zweiten und dritten Fall der Einzahl zunächst die Endung -in, die – neben anderen Theorien – auch die Umlautung von a zu e erklären würde.

Etwas später und sodann in mittelhochdeutscher Zeit (1050 bis 1350) lautet diese Endung -en. Daher könnte „Schechen“ auch bedeuten: „(Ortschaft) beim Waldstück, bei der Waldzunge“. Ob Ein- oder Mehrzahl: Mit dem Ortsnamen „Schechen“ könnte gut auf die bekannten Rodungen im Hochmittelalter angespielt sein. Und wo bleiben jetzt die 32 restlichen Ortsnamen? Demnächst in dieser Serie! armin höfer

Artikel 2 von 11