Kolbermoor – Ein Laternenmast mitten auf der Autobahn?
Eine Bundesstraße, die abrupt im Nichts endet? Hindernisse ohne Vorwarnung auf der Landstraße? Gibt es doch alles nicht in Deutschland.
Das denkt man wohl, wenn man zum ersten Mal von solch skurrilen Straßenverhältnissen hört.
Doch das alles gibt es sehr wohl. Zwar nicht für Autofahrer, aber für Fahrradfahrer. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Und genau mit diesem Wechsel des Blickwinkels spielt die Wanderausstellung „Absurdes aus der Verkehrsplanung“. Sie ist noch bis Donnerstag, 20. Juni, im Kolbermoorer Rathaus zu sehen und nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch den Wahnsinn aus der Sicht von Radfahrern – übertragen in die Welt der Autofahrer.
Spannendes
Gedankenspiel
Ergebnis ist ein Gedankenspiel, das eindrücklich und humorvoll aufzeigt, was herauskäme, wenn die Pkw-Infrastruktur so behandelt würde wie die der Radler: Im Winter geräumte Fahrradwege, aber zugleich hohe Schneeberge auf den Pkw-Spuren, überaus komplizierte Links-Abbiege-Verfahren oder gar den ein oder anderen „kopflosen“ Verkehrsteilnehmer, weil mal wieder Äste und Bäume bis in das Lichtraumprofil der Straße gewachsen sind. Nicht zu vergessen die Ampeln für Autofahrer, die nur auf Verlangen umschalten, also per Druckknopf bedient werden müssen – der nebenbei viel zu weit weg ist – oder ein Verkehrszeichen „Autofahrer aussteigen“ als Pendant zum bekannten „Radfahrer absteigen“, wenn unvermittelt eine Baustelle den Weg versperrt.
Gelungen ist auch der schäbige, abgelegene und nur mit viel Muskelkraft erreichbare Autokeller als Antwort auf so machen Fahrradkeller oder die omnipräsente „Ich war nur kurz beim Bäcker“-Szene, die für allerlei Verkehrschaos und Stau sorgt, deren Protagonistin sich aber keiner Schuld bewusst ist.
Genial und
erschreckend
„Wir haben mal so getan, als würden Planung, Bau und Pflege von Straßen nach den gleichen Prinzipien und derselben Logik erfolgen, wie es doch beim Radverkehrs ganz normal ist“, beschreibt der Initiator der Wanderausstellung, Thiemo Graf, seine Motivation.
Er hat mit Illustrator Michael Hüter dieses geniale wie erschreckende Gedankenexperiment in Form von 15 Cartoons umgesetzt. Geöffnet ist die in Zusammenarbeit mit dem Mobilitätsmanagement der Stadt Kolbermoor initiierte Ausstellung von Montag bis Freitag jeweils von 7.30 bis 18 Uhr in der Galerie des Rathauses der Stadt Kolbermoor, Rathausplatz 1. Der Eintritt ist frei.