Bruckmühl – Mit der dritten Ausstellung des Jahres in der Galerie Markt Bruckmühl ist der Maler Andreas Legath – Ideengeber für das Konzept 2024 – nun selber an der Reihe. Unter dem Titel „Freunde – Sammlung“ realisiert er auf seine Weise das Programm, das jeweils einer der fünf Juroren befreundete Künstler oder gesammelte Kunst aus seinem Fundus zur gemeinsamen Ausstellung präsentiert.
Bis ins 15. Jahrhundert zurück reicht die Liste von Legaths Gästen, und sie stammen zum Teil aus dem religiösen Bereich. Denn Legath fügt seine eigenen und die Bilder seiner zeitgenössischen Bekannten mit sakralen Werken zu einer äußerst gelungenen Symbiose zusammen.
Symbiose von
Moderne und Rokoko
So hängt im Eingangsbereich ein malerisches Werk von Legath von 2020 neben einem hölzernen Leuchterengel von 1760 von Johann Joseph Christian. Das rostrote, in pastosem Farbauftrag gestaltete Landschaftsbild mit dem Titel „Pisticci“ strahlt dieselbe Ruhe aus wie der Rokoko-Engel, der mit beseeltem Blick nach oben schaut. Die für das Rokoko typischen geschwungenen Formen zeigen sich im Faltenwurf des Gewandes. Das Landschaftsbild ist mit einem Bilderrahmen versehen, dem wir in der Ausstellung immer wieder begegnen, einem Waschgoldrahmen. Diese Rahmen wurden in aufwendigem Verfahren durch mehrfache Anstriche auf Profilleisten gefertigt, unter anderem mit Blattsilber, Schellack und Bronzefarben. Sind die Rahmenleisten aus Altersgründen beschädigt, lässt man die Beschädigung stehen. Diese Rahmen verleihen den Bildern eine besondere Wertigkeit.
Im Erdgeschoss der Galerie befinden sich des Weiteren vier Lithografien von Oskar Kokoschka, entstanden zwischen 1920 und 1972. Sie alle zeigen menschliche Gesichter mit ausdrucksstarken Augen und aufmerksamem Blick. Toni Stadler ist vertreten mit grazilen Akten, entstanden um 1968, Heinz Kaufmann mit „Terrassenlandschaft“ als Gouache in pastelligen Farbtönen oder Walter Tafelmaier mit finsteren Asphaltbildern, in denen sich das Thema „Schiff“ wiederholt, wobei das Boot auch den Gedanken an die letzte Fahrt nahelegt.
Rudi Tröger, Legaths Lehrer an der Akademie, ist im Erdgeschoss mit mehreren Lithografien aus den Jahren 1967/1968 vertreten, im ersten Stockwerk mit Leinwandbildern, die in impressionistisch anmutenden Farben Landschaften mit Schafen oder ein berührendes Mädchenporträt – „Bildnis Aglaia“ – zeigen.
Drei großformatigen Landschaften von Helmut Pfeuffer in ungewöhnlicher, sehr ausdrucksstarker Farbgebung sieht sich der Besucher gegenüber: „Violettes Feld“, „Gelber Himmel“ und „Brachfelder Toskana“ leuchten expressiv.
Mit dem abgedunkelten kleinen Flur im ersten Stockwerk wird ein eigener Raum für Zoran Music geschaffen, dessen steinerne Landschaftsradierungen überraschend leicht und transparent wirken. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten steht das Leinwandbild „Wir sind nicht die Letzten“, Teil einer Serie, in der Music seine schrecklichen Erlebnisse in Dachau verarbeitet hat.
Auch Skulpturen wurde ausreichend Raum gegeben, so zum Beispiel für Rudi Wach und seinen düsteren „Engel von morgen“ oder für die wunderbaren Steinskulpturen des Sarden Pinuccio Sciola. Auf deren mit feinen Einschnitten versehener Oberfläche kann man durch Darüberstreichen mit der Hand Klänge erzeugen. Auch stehen weitere sakrale Figuren auf Sockeln und hängen an den Wänden.
Wie eine Kapelle wirkt der kleine Raum im Zwischengeschoss, in dem nur das Kruzifix eines unbekannten Künstlers um die Zeit von 1500 hängt. Im Dachgeschoss erwartet den Besucher eine weitere Überraschung: zwei niedrige Sockel mit – ebenfalls von Legath gesammelter – Keramik: einmal zahlreiche Gefäße des „Lavanttaler Schwarzbrands“ und zudem Geschirr aus der Gmundner Keramik aus dem 18./19. Jahrhundert.
Beeindruckende
Dominanz
Natürlich ist Legath mit seinen eigenen Gemälden vertreten. Seine neuesten Arbeiten tragen den Titel „Cattedrale“ und stammen aus den Jahren 2023 und 2024. Sie sind mit Acryl und Materialaufbau geschaffen. Wieder handelt es sich um eine karge Landschaft, aus der dieses Mal zwei spitze „Türme“ – einer Kathedrale ähnlich – herauswachsen. Dieses Motiv gibt es in kleinem Format und in riesengroß, und gleichgültig, ob klein oder groß, es ist von beeindruckender Dominanz.
Legath als Sammler oder Künstler, zwei Wesenszüge, die in dieser Ausstellung überzeugend zutage treten. Roter Faden ist seinen eigenen Worten zufolge die emotionale Macht, die ihn immer wieder bewegt, neue Landschaften zu finden und zu gestalten.