Bad Feilnbach – Wer die Informationen zum kürzlich fast über Nacht hereinbrechenden Hochwasser verfolgt hat, wurde mit den Namen von Gewässern bekanntgemacht, von denen man in unserer Region bisher wohl nur gelegentlich hört. Das sind Namen wie Ilm, Neufnach und Schmutter. Umgekehrt haben Bewohner aus den vom Hochwasser besonders schwer getroffenen Gebieten aus den Landkreisen Pfaffenhofen an der Ilm, Augsburg und Unterallgäu, denen diese Namen besonders gut geläufig sind, bisher wohl kaum vom Jenbach in der Gemeinde Bad Feilnbach gehört.
Die Ilm verdankt ihre Bekanntheit vor allem als Namenszusatz zur Stadt Pfaffenhofen, die im gleichnamigen Landkreis in Oberbayern liegt. Die Ilm hatte offenbar schon 765 bis 767 diese Aufgabe der Lokalisierung, denn schon damals wurde sie als Gebietsbezeichnung benutzt, wie aus dem Beleg in den Freisinger Traditionen Nr. 24 b für diese Epoche hervorgeht: „an Orten, die Ilminisch (lat. ilmina) genannt werden“. Im Lexikon bayerischer Ortsnamen von Wolf-Armin Frhr. von Reitzenstein wird erklärt, der Gewässername setze sich aus der indogermanischen Wortwurzel *el = sich bewegen im Sinn von „fließen, strömen“ und einer m+n-Nachsilbe zusammen. Nichts gegen eine leichte Strömung, werden sich die dortigen Anwohner sagen, aber… !
Als alteuropäischer Name hat die Ilm keinen zweiten Namensteil. Einen solchen haben aber die etwas jüngeren Namen von fließenden Gewässern. Er lautet entweder „Ach“, früher „Aha“, mit Verwandtschaft zu lateinisch aqua = Wasser, oder er lautet „Bach“, wobei Bach das häufigste Flussnamen-Grundwort sei, wie der Sprachwissenschaftler Albrecht Greule in seinem Standardwerk „Deutsches Gewässernamenbuch“ schreibt.
Für die Neufnach, die nördlich von Tussenhausen im Landkreis Unterallgäu entspringt, gibt es gleich zwei unterschiedliche Namenserklärungen. Albrecht Greule erklärt die erschlossene Form „Nifen-aha“ (mit langem î) sinngemäß als Bach mit hohem Steilufer, was für weite Teile der Neufnach wohl gelten mag; leider aber trifft das nicht für die Lage der Neufnach im Dorf Oberneufnach zu, das zeitweise nur mehr mit einem Boot erreichbar war! Die Neufnach war in der Hochwasser-Phase eher wahrnehmbar in der Weise, wie sie Ralf Heimrath gedeutet hat: als „dunstiges, trübes Wasser“, und dazu leider ganz ohne Steilufer! Heimrath sieht in „Nîf-en-aha“ das altkeltische Wort *nîf = Nebel, Dunst, das mit dem „vielfach bei Gewässernamen auftretenden Suffix -in beziehungsweise -en“ erweitert worden ist.
Diese letztere Erklärung der Neufnach würde gut zur Deutung der Schmutter passen, in die die Neufnach mündet: Als Smuttura (10. Jahrhundert) – „aha“ wurde hier zu „a“ verkürzt! – belegt, trägt sie die Bedeutungen „Schlamm, Morast, Moder“ im Namen, was die Bewohner von Fischach im Landkreis Augsburg wohl bestätigen können!
Der Jenbach war kürzlich tatsächlich ein „jäher“, also „gaacher“ Bach, wie es die von der Gemeinde vorgelegte – allerdings irrige – Erklärung nahelegt. Nur zur Klarstellung: Der Bach und zugleich Ortsname besteht aus dem Personennamen Uono, Genitiv Uonin, später Ien und Yen, was fälschlich als Jen aufgefasst worden ist. Also: „Am Bach gelegene Siedlung eines Mannes namens Uono“ (Greule). armin höfer