„Aus drei Gemeinden macht’s oane! Aber wie soll die neue Gemeinde heißen?“

von Redaktion

Während der Gebietsreform in Bayern wurde auch um die Namen der neuen Großkommunen gerungen

Schechen – Wer erst 1972 oder später geboren ist, kann sich nicht vorstellen, was es damals für Streitereien gegeben hat, als der Bayerische Innenminister Dr. Bruno Merk, ein gebürtiger Schwabe, von 1972 bis 1978 die Gebietsreform in Bayern – man kann fast sagen – durchgedrückt hat. Die Abschaffung kleinerer Gemeinden sorgte nicht nur aus kulturellen und politischen Gründen für große Betroffenheit unter den Bürgern, sondern führte wegen der entstandenen Großgemeinden auch zum Kritikpunkt „fehlende Bürgernähe“. Nicht zuletzt wurde auch um die (Neu-)Benennung der Gemeinden gerungen.

Unvergesslich ein Leserbrief in dieser Zeitung, der die Benennung „Großfeilnlitzdettau“ für den etwaigen Zusammenschluss der Gemeinden Großholzhausen, Feilnbach, Litzldorf, Dettendorf und Au bei Bad Aibling – in kritischer Absicht, aber satirischer Form – vorschlug. Natürlich kam es anders: Großholzhausen kam zu Raubling, „Litzdettau“ wurden der damals entstehenden Großgemeinde Bad Feilnbach zugewiesen. Ganz anders verlief die Namensgebung innerhalb der Neugemeinde Schechen, wie Bürgermeister Stefan Adam erklärt.

Als nach wechselhaften Beschlüssen schließlich Einigung erzielt wurde, aus den drei Gemeinden Hochstätt, Marienberg und dem nördlichen Teil der Gemeinde Westerndorf-St. Peter samt dem Pfarrdorf Pfaffenhofen am Inn eine neue Großgemeinde zu bilden, ging man sehr diplomatisch vor: Anstatt einen der drei bisherigen Gemeindenamen festzulegen, wurde der Name des Kirchdorfes Schechen als Name der neu gebildeten Gemeinde gewählt.

Die Namen von Schechen, Pfaffenhofen, Hochstätt und Mühlstätt wurden schon vor einem Monat in dieser Serie behandelt und erklärt. Damals hieß es, beim nächsten Mal gehe es um die restlichen 32 Gemeindeteile. Allerdings veranschlagt die Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für die Gemeinde Schechen nicht 36, sondern sogar 38 Gemeindeteile. Während sich Bürgermeister Adam mit dem zusätzlichen Gemeindeteil „Friesinger Mühle“, in seinen Worten „Friasinger Muji“, gut anfreunden kann, kann er mit „Traden“ spontan nichts anfangen: „Traden liegt ned in der Gmoa und is koa Ortsteil vo Schecha ned.“

Freundlicherweise hatte sich das Schechener Gemeindeoberhaupt nämlich bereit erklärt, sämtliche Gemeindeteile auf „Schechenerisch“ für das Projekt „Mundartformen“ der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei einem Aufnahmetermin auszusprechen. Keine Überraschungen bei Namen wie Au, Kaps, Wurzach, Berg, Weiher, Brand, Germering, Wieden, Gigling, Mintsberg, Mauth – „dees ti ejtsch sprechma ned“, so Stefan Adam lächelnd – , Hart und Moos. Wer selber gut Bairisch sprechen kann, ist auch nicht besonders überrascht bei Biaschdling für Pürstling, Deidlhausn für Deutelhausen, Friasing für Friesing. Aber interessant sind die Alternativaussprachen. So heißt Pfaffenhofen zumeist Bfaffahofm, aber auch Pfarrhofm; Marienberg kennt Stefan Adam einerseits als Mariaberg, andererseits als Marinberg. Auffällig zudem: Rottmühle spricht sich Roudmuji, Mühlstätt aber als Mejistätt. Head ma do schoo ebba s Chiemgauer – Keamgauer – „veji Gfeji“ statt „vuji Gfuji“ heraus? -Wir geben bekannt, ab wann man diese und andere Aufnahmen im Internet abhören kann!armin höfer

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