Erst anziehen, dann loslassen

von Redaktion

Harfenistin Silke Aichhorn stellt bei Konzert in Schloss Hartmannsberg ihr Instrument vor

Bad Endorf – Wer weiß schon, dass eine Konzertharfe 40 Kilogramm wiegt, ein Kilo 1300 Euro kostet und das Instrument wie ein Mensch täglich an Spannung verliert? Diese und andere Geheimnisse verriet Silke Aichhorn im Rahmen ihres Konzerts in der Schlosskapelle von Hartmannsberg. Auf humorvolle und unterhaltsame Weise berichtete die Harfenvirtuosin viel Wissenswertes über ihr kostbares Instrument und führte das Publikum gleichzeitig in die Kompositionen des Abends ein. Von der Musik des Barock bis zum Blues demonstrierte Aichhorn die erstaunliche Vielseitigkeit der Konzertharfe. Nach einer kurzen Begrüßung durch die neue Kulturreferentin des Landkreises Anke Hellmann spielte Silke Aichhorn zunächst zwei Sonaten von Domenico Scarlatti. Hell und zart perlten die melodischen Läufe, lieblich und sanft klangen die Akkorde. Es schien, als ob die Solistin die Saiten nur streicheln würde. Tatsächlich aber, so Aichhorn, sei Harfenspielen wie Bogenschießen, die Saiten müssten erst angezogen, dann losgelassen werden. Das erfordere volle Konzentration.

Licht und durchsichtig ertönte die Sonate Nr. 2 in Es- Dur von Antonio Rosetti, wehmütigen und märchenhaften melodischen Zauber verströmte die berühmte 10. Szene aus dem 2. Akt von Tschaikowskys „Schwanensee“. Wunderbar entwickelte die Solistin Smetanas „Moldau“ in einer Bearbeitung für Harfe von Hans Trnecek, „für acht Finger und zwei Beine“, wie sich Aichhorn witzig ausdrückte. Man fragte sich, warum Smetana sein Werk nicht gleich für Harfe komponiert hat: frisch und fröhlich rauschte das Wasser im Kopf des Hörers, wirbelte wild über Stromschnellen dahin und floss schließlich ruhig und mächtig bis zur Mündung.

In der Pause erlaubte die Harfenistin dem Publikum, ihr Instrument näher zu betrachten und zu berühren, was viele auch ausnutzten. Voraussetzung seien aber saubere Hände, so Aichhorn augenzwinkernd. Die „Trois préludes en forme de Blues“ Nr. 1 von Alexandre Tansmann berührten ebenso wie die Vertonung von „Gretchen am Spinnrad“ des russischen Komponisten Albert Zabel.

Für die Ukraine spielte Silke Aichhorn die folkloristisch anmutende Dumka- Contemplation von Vassili Barwinski. Leider gibt es für die Harfe nur wenige Kompositionen. Hohe technische Ansprüche erforderte das impressionistische Impromptu Nr. 6 op. 86 von Gabriel Fauré, für jeden Harfenisten ein schwieriges Prüfungsstück, erklärte Aichhorn. Nach der melodisch-eingängigen Barcarolle aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach spielte die Solistin zum Schluss passend zur Jahreszeit den Ohrwurm „Summertime“ von George Gershwin.

Für den anhaltenden Beifall bedankte sich Silke Aichhorn noch mit einem türkischen Morgenlied und dem „Abendsegen“ von Engelbert Humperdinck aus der Oper „Hänsel und Gretel“. Georg Füchtner

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