Angela Avetisyan und Cantina Latina Finale beschließen Jazzfest

von Redaktion

Dritter Abend muss wetterbedingt drinnen stattfinden – Konzerte gut besucht

Rosenheim – Das diesjährige Jazzfestival des „Le Pirate“ hatte ja zum Auftakt am Donnerstag viele Hörerinnen und Hörer angezogen, zum Swing der „Munich City Seven“ wurde auf dem Platz unter freiem Himmel getanzt. Laut Augen- und Ohrenzeugen war auch der Donnerstag – dann wetterbedingt im Musikclub – ein voller Erfolg mit den Auftritten von „Choose Jazz“ mit Standards und den in die Beine fahrenden Rhythmen der bis dato in Rosenheim noch nicht bekannten „Tonunion“, die im Dezember im regulären Programm wiederkommen.

Der dritte Durchgang des Festivals musste ebenfalls aus meteorologischen Gründen überdacht stattfinden, im zu Beginn gut besuchten Lokal, aus dem schon vor Beginn vielversprechende Sequenzen des Soundchecks der ersten Band herausdrangen. Angela Avetisyan hatte sich angesagt – die Vorzeigetrompeterin der Münchner Jazzrausch Bigband und Absolventin von Claus Reichstaller, der vergangenes Jahr mit seinen Dozentenkollegen ein Starkonzert spielte. Die Vorschusslorbeeren waren mehr als berechtigt, denn das Trio mit Simon Popp am Schlagwerk und Misha Antonov am Piano legte dynamisch los und bestach im ersten Stück aus dem Album „Eastern Sketchbook“ mit einem Wechsel aus ruhigen und temperamentvollen Passagen. Avetisyan prägte das Konzert fortan mit ihrem Trompetensound, der meist nicht „typisch“ jazzig in der Bebop-Tradition steht, sondern überwiegend getragene, lang gezogene Töne bevorzugt. Die Kompositionen sind ein spannender Mix aus Balladen à la Jan Garbarek, rockigen Rhythmen und vorderasiatischem Einfluss, Avetisyan stammt aus Armenien. Das Trio interpretierte in einer Top-Version das Rockstück „Teardrop“ von „Massive Attack“, welches Wirt Thomas Jonas erkannte. Ein Gast erkannte ergänzend die Band und beide erhielten eine CD als Preis. Die lautmalerische Vertonung einer Karawane und ein dezentes Gesangsstück folgten und das grandiose „Breakfast in Damaskus“ rundete den etwa einstündigen Auftritt applausumtost ab – nächstes Mal bitte gerne mehr davon !

Das eigentliche Festivalfinale gehörte der Formation „Cantina Latina“, quasi die Südamerika-Variante der „Samerberger“ rund um Michael Keul (Schlagzeug), Bernhard Pichl (Piano) und Tizian Jost (Vibrafon). Zur Verstärkung hatten sie noch den dänischen Flötisten Kim Barth dabei sowie Cesar Granados an den Congas und den Debütanten Ernst Techel am Bass, der Rudi Engel bestens vertrat. Mit sechs Musikern stand also eine kleine Bigband auf der Bühne, der Sound war entsprechend vielgestaltig und variabel. Bereits im ersten Stück ragte die Querflöte mit tollen Passagen heraus, rhythmisch im Stile von Santanas „Oye como va“ bestens unterstützt. Tanzbare Mambos, der vibrierende Takt von Drums und Percussion im Doppel, dazu wirbelige Soli der Akteure charakterisierten das Konzert der Altmeister. Zum Durchschnaufen streute die Band ruhigere Klassiker ein wie „Besame mucho“ von Consuelo Velázquez. Granados versetzte das Publikum im durch Neugierige knackvoll gewordenen Pirate mit seinen Congakünsten in Verzückung, sogar mit Ellbogen und Kinn bearbeitete er seine Instrumente.

Mit einem rasanten „Alonso“ ging der Auftritt langsam in die Schlussphase und mit einem Mambo des Kubaners Chucho Valdés der stilprägenden Band Irakere beschloss „Cantina Latina“ ein schweißtreibendes und tolles Konzert in mitreißendem Latin-Modus. Andreas Friedrich

Artikel 8 von 11