Tuntenhausen – Die „Opernbühne Maxlrain“ hat für ihre diesjährige Produktion „Das Liebesverbot“ von Richard Wagner den erfahrenen Regisseur Andreas Wiedermann verpflichtet. Wiedermann, 1978 geboren, absolvierte ein Regie-Studium am Salzburger Mozarteum und assistierte am Wiener Burgtheater und am Deutschen Theater Berlin. Mit der Gründung des freien Opernensembles „Opera Incognita“ im Jahr 2005 in München – zusammen mit dem Komponisten Ernst Bartmann – verfolgt er die gleichen Ziele, wie es die „Opernbühne Maxlrain“ von Beginn an tat: unbekannte Werke bekannter Komponisten aufzuführen. Regiearbeiten von Wiedermann waren unter anderem an den Theatern Regensburg, Trier und am Bayerischen Staatsschauspiel München zu sehen. In Maxlrain führt er zum ersten Mal Regie.
Herr Wiedermann, für die Wagneroper „Das Liebesverbot“ haben Sie im Sugar Mountain, einer Veranstaltungsstätte in München, schon einmal Regie geführt. Sprechen wir einmal kurz über die damalige Inszenierung.
Bereits der Titel des Musiktheaters verrät uns, dass es hier um kategorisches Verbieten geht. Wir inszenierten die Oper 2021 während der schlimmsten Corona-Monate. Es gab Nein-Sagen, Verbote, Einschränkungen allerorten, und das „Nein“ in Wagners Werk zu Karneval und Ausschweifungen war ohnehin auf der Tagesordnung.
Diese Situation stellt sich heute nicht. Sie haben für die Inszenierung in Maxlrain zu einem anderen Mittel gegriffen, um dem Werk Aktualität zu verleihen.
Ich habe die Geschichte mit einer Rahmenhandlung versehen, die in der Gegenwart spielt und in der einer Gruppe von Paaren das Verbieten der Liebe als Heilmittel empfohlen wird. Tatsächlich sind am Ende drei von vier Paaren „geheilt“. In teuren Therapiestunden lässt ein Psychotherapeut „Das Liebesverbot“ von den Patienten als Rollenspiel aufführen, das im Sizilien des 16. Jahrhunderts handelt. Die Distanz zu Zeit und Raum erhellt die Situationen für alle Betroffenen.
Was lehrt uns diese Geschichte, die bereits 200 Jahre vor Wagner auch von William Shakespeare unter dem Titel „Maß für Maß“ aufgegriffen wurde?
Zum einen beabsichtigte Wagner, den Deutschen ihre Spießigkeit vorzuhalten. Denn der prüde Statthalter von Palermo will ab sofort leichtfertigen erotischen Umgang zwischen Männern und Frauen, besonders im bevorstehenden Karneval, mit der Todesstrafe ahnden. Andererseits wird die doppelbödige Moral, die er selber lebt, angeprangert. Letztendlich aber siegt vonseiten des Volkes die Toleranz. Mit einer Prise Humor, großem stimmlichen Können der Solisten und des Chors und der engagierten musikalischen Leitung durch Chariklia Apostolu verspricht diese Oper zu einem musikalischen Erlebnis zu werden.
Interview: Ute Bößwetter