Holzkirchen/Bad Aibling – Das „Zamma“-Kulturfestival, das der Bezirk Oberbayern alle zwei Jahre in einer oberbayerischen Kommune ausrichtet, findet dieses Jahr in Holzkirchen statt. Im Rahmen dessen bringt das Holzkirchner Theater-Ensemble Dramadama William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ in den Holzkirchner Krankenhauspark. Wir hatten die Gelegenheit, mit drei Schauspielern aus dem Landkreis Rosenheim über ihre Motivation und die Dynamik innerhalb ihres Ensembles zu sprechen. Einblicke gaben Gisela Emmi Riedl aus Bad Aibling, Anna Zuckermaier aus Högling und Dominik Kirschner aus Heufeld.
Was ist das Besondere an der diesjährigen Sommerproduktion Ihres Theaters?
Gisela Emmi Riedl: Zum einen natürlich die Location. Wir spielen draußen. Das alleine ist schon eine Herausforderung nicht nur für unsere Regisseurin Lydia Starkulla, sondern auch für uns Schauspieler, die Technik, den Bühnenbau oder auch das Backstage-Team.
Dominik Kirschner: Auch die Zahl der Menschen auf der Bühne ist mit 50 schon besonders. Wir sind 20 Schauspieler und 30 Ballettkinder. Das alles zu koordinieren ist schon eine große Leistung unserer Regie. Der Spielort, unser zauberhafter Krankenhauspark hier in Holzkirchen, sorgt natürlich auch für eine besondere Atmosphäre.
Anna Zuckermaier: Wir spielen erstmalig sogar an zwei verschiedenen Locations, heißt, wir wechseln den Ort des Geschehens. Ich finde, das ist auch sehr außergewöhnlich.
Sie drei sind Teil des Ensembles des Holzkirchner Theaters Dramadama. Auch hierzu gibt es eine Besonderheit, richtig?
Riedl: Wir sind eine bunte Mischung begeisterter Theatermenschen zwischen 16 und 75 Jahren rund um unsere Regisseurin Lydia Starkulla. 2019 habe ich mit ihr und einigen anderen Theaterbegeisterten Dramadama gegründet. Wir sind also noch ein recht junges Theater.
Kirschner: Allesamt sind wir erfahrene Schauspieler, die für viele regionale Theatergruppen im Einsatz sind und waren. Aber auch theaterbegeisterte neue Menschen sind bei uns immer willkommen. Wir haben auch hier beim „Traum“ viele Spieler, die jetzt das erste Mal für Dramadama spielen oder sogar überhaupt das erste Mal Theaterluft schnuppern. Ich selbst stand im Frühjahr für das Theater Aibling auf der Bühne.
Zuckermaier: Dies ist meine erste Produktion für Dramadama, aber schon lange stehe ich auf unterschiedlichen, regionalen Theaterbühnen. Das Großartige bei Dramadama ist, dass auch Schauspieler aus anderen Theatern hier spielen können, dass man sich gegenseitig besucht und so ein theaterübergreifendes Miteinander, ein Netzwerk, entstanden ist.
Das Schauspiel bringt Menschen zusammen. Warum genau spielen Sie Theater?
Zuckermaier: Es ist das Gefühl. Man kann einen Charakter spielen, der ganz anders als man selbst ist. Ich kann Leute anbrüllen, die ich sonst niemals anbrüllen würde oder sollte. Ich kann Emotionen zeigen, die vielleicht sonst in der Gesellschaft eher kritisiert werden würden. Und selbst, wenn die Rolle so ganz anders ist als man selbst, findet man doch irgendwo einen Kern in sich, der so ist wie die Figur, die man spielt.
Riedl: Für mich als eine der ältesten Spielerinnen ist es tatsächlich ein gutes Gedächtnistraining. Jede Rolle ist für mich eine neue Herausforderung, ich muss die Rollenfigur erschaffen, sie zum Leben erwecken. Wir fangen nur mit dem Textbuch an, die Charaktere entstehen erst später. Und unsere Regisseurin Lydia Starkulla sieht in jedem von uns diese Figur und sie kitzelt sie so lange aus uns heraus, bis die Figur lebt.
Kirschner: Ich kann mich selbst ausprobieren. Auf der Bühne habe ich eine Art Schutzschild, da darf ich mich fetzen, lieben, traurig sein oder weinen. Diese ganze Bandbreite an Gefühlen – die kannst du im echten Leben oder Alltag so geballt nicht zeigen. Ich kann Erfahrungen machen, die ich vielleicht sonst nie gemacht hätte, das macht schon etwas mit der eigenen Persönlichkeit.
Was motiviert Sie, immer wieder neue Rollen anzunehmen?
Kirschner: Ich wüsste nicht, was es Schöneres gibt! Wobei es schon nach einer großen Produktion, in der ich eine große Rolle hatte, manchmal so ist, dass ich mir sage: Jetzt mach ich erstmal Pause. Doch da ich persönlich dann wahrscheinlich emotional erstmal in ein großes Loch fallen würde, verwerfe ich den Gedanken schnell. Es würde mir tatsächlich etwas fehlen.
Riedl: So kenne ich das auch. Ich bin ja auch in der Vorbereitungszeit mit vollem Einsatz in der Rolle, über Monate lang proben wir, vorher lerne ich meinen Text. Da bleibt dann für andere Dinge oft wenig Raum. Nur für meine drei Enkel nehme ich mir immer Zeit, das ist klar!
Zuckermaier: Von den älteren und erfahreneren Schauspielern kann ich persönlich sehr viel lernen. Ich spiele ja jetzt in dieser Konstellation mit diesen Leuten zum ersten Mal. Die erste Probe zum Beispiel war für mich unglaublich schwer, denn die erste Szene war gleich eine Liebesszene, und wenn man sein Gegenüber dann überhaupt nicht kennt ist das schon eine Herausforderung!
Wie übt man so etwas dann? Sind da nicht Berührungsängste?
Kirschner: Anfangs ist es wirklich schwierig, denn man ist sich fremd und hat automatisch Berührungsängste, klar. Aber Anna und ich haben viel gesprochen und von Probe zu Probe legt man diese Distanz ab und es fällt einem leichter.
Zuckermaier: Ein großer Vorteil bei Dominik und mir ist, dass wir beide aus dem Raum Bruckmühl kommen und eine Fahrgemeinschaft gebildet haben. Da ist immer Zeit, zu sprechen und sich kennenzulernen.