Vo Ort zu Ort – auf da Strass im Houchwasser

von Redaktion

Wer heuer in der Region am 3. Juni entlang der Strecke vom Petersberg bis zum Sulzberg, zur Farrenpoint und zum Auer Berg spätestens ab 16 Uhr dahoam war, hat keine Vorstellung davon, was sich nach diesem Zeitpunkt auf den Straßen der Gemeinden Raubling, Brannenburg, Flintsbach, Nußdorf und Bad Feilnbach abgespielt hat. Klar: Nicht nur diese Zeitung, auch viele andere Medien veröffentlichten tagelang Berichte über die Schäden, die der damals nachmittags einsetzende Starkregen verursacht hatte. Am spektakulärsten war wohl der Hangrutsch oberhalb von Flintsbach, der die kurz zuvor renovierte Burgruine Falkenstein stark beschädigt hat.

Mit Recht wurden in den Medien die vielen freiwilligen und berufsmäßigen Helferinnen und Helfer belobigt, seien es die betreffenden Feuerwehrleute oder die Mitarbeiter des THW oder die Polizei. In diesem Artikel seien aber noch zwei weitere Berufsgruppen lobend erwähnt: Bus- und Taxifahrer! Dazu liegen uns zwei Augenzeugenberichte vor, die es in sich haben. Zuerst erwähnen wir Hakan, einen Taxifahrer aus dem Bereich der Gemeinde Raubling. Ein sehr besorgter Vater hatte ihn aus Nußdorf angerufen mit der Bitte, seine minderjährige Tochter mit dem Taxi nach Hause zu bringen. Der Hakan erzählt: „Sie glaam ned, was dees fia a Odyssee gween is. Nach und nach san mehrere Strassn gschberrt worn. I hob aber alle möglichn Wege probiert und so hamma’s dann gschafft! Fia die ganze Fahrerei heed i mindestens 150 Euro valanga kinna, aber i hob nach ara Zeit den Taxometer ausgschoidd und nix verlangt.“

Außerdem sei die Geschichte von Alex, dem Busfahrer, erzählt. Ein Gast einer Bad Feilnbacher Ferienwohnung wollte nach einem München-Besuch, den er per Bus und Bahn durchführte, wieder auf Feimboch zruck. Kein Problem mit der Bahn bis Raubling. Aber dann! Wie sollte der Bus nach Bad Feilnbach die Haltestelle nächst dem Bahnhof Raubling anfahren, nachdem die Unterführung wegen Hochwasser schon gesperrt war? Aber urplötzlich taucht der Bus aus der anderen Richtung auf. Der Busfahrer winkt heftig und nimmt den Fahrgast auf. Die Rettung? Im Telegrammstil: Nicklheim noch erreicht. Aber von dort keine Weiterfahrt nach Spöck und Großholzhausen. Umkehr zurück in Richtung Raubling, am Gymnasium vorbei, Obermühl, aber dann Umkehrung im Weiler „Auf der Gröb“. Grund: Stau vor Großholzhausen, ein Kilometer lang. Weiterfahrt unmöglich! Und tatsächlich: Alle Fahrgäste steigen mit Regenschirmen bewaffnet aus, um nach Großholzhausen zu gelangen, bis auf einen: Bis Feilnbach wären es fünf Kilometer. Blitzschnell fällt die Entscheidung des Feriengastes: Zurück nach Raubling! Aber inzwischen ist die Straße nach Raubling gesperrt. Der nächste Bahnhof: Brannenburg. Es schüttet weiterhin in Strömen. Der Busfahrer nimmt das Risiko der etwaigen Sperrung der Unterführung in Brannenburg-Degerndorf auf sich und fährt einfach weiter, um seinen letzten Fahrgast wunschgemäß am Bahnhof abzuliefern. Dieser Mut wurde belohnt. Bravo, Busfahrer Alex!

Armin Höfer

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