Rauschende Feier trotz Regens – Nur der Festzug musste ausfallen

von Redaktion

Jungbauernschaft Neukirchen zelebriert fünf Tage lang ihr 75-jähriges Jubiläum – 1600 Besucher machen mit

Riedering – Fünf Tage lang feierte die „Jungbauernschaft Neukirchen am Simssee“ ihr 75-jähriges Bestehen und richtete dabei auch den 50. Bezirkslandjugendtag aus. Vom Bieranstich am Donnerstagabend bis zum Kesselfleischessen mit den Riederinger Musikanten war jeden Tag etwas geboten im Festzelt, das für 1600 Besucher ausgelegt war.

Höhepunkt des Fests hätte ein Festzug am Sonntagnachmittag werden sollen. Hier machte allerdings das Wetter den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Es regnete so stark, dass der Festzug kurz vor Mittag abgesagt werden musste, was nicht nur die Machtlfinger Burschen bedauerten, die mit ihrem siebensitzigen Fahrrad mitfahren wollten. Die Stimmung verderben lassen wollten sie sich aber deshalb nicht, sie würden sich auch so einen schönen Tag machen, so die Burschen aus dem Landkreis Starnberg einstimmig.

Für die Stimmung sorgte neben gutem Essen und einem Bierpreis, von dem Wiesnbesucher nur träumen können, vor allem die „Wasner Musi“, die den Festgästen im voll besetzten Zelt aufspielte.

Anfangs herrschte noch Skepsis, wie in der Festschrift zu lesen ist, die sich auf das Protokoll der Gründungssitzung beruft. „Geteilte Stimmung“ sei unter den jungen Leuten zu erkennen gewesen, als sich am 27. März 1949 „eine kleine Schar von Burschen und Mädchen aus Neukirchens Bauernfamilien im Gasthaus Leberfinger zu Persdorf“ trafen. Ziel war die Gründung einer Landjugendgruppe des Bayerischen Bauernverbands (BBV), von denen schon etliche im Landkreis Rosenheim im Entstehen waren. Da das tragische Ende der Vorkriegsorganisationen noch gut in Erinnerung war, bestand zunächst wenig Interesse. Vor allem der Sinn solcher Vereine wurde nicht erkannt.

In diesem Punkt gab es Nachhilfe vom BBV-Vertreter Bernd Stanike. Die Bauern bräuchten eine gut funktionierende Berufsvertretung, außerdem sei fachliches Wissen und Können das Gebot der Stunde, und in der Landjugend würde „jeder reichlich Gelegenheit sich auszubilden“ finden. Auch den mahnenden Zeigefinger gab es. Kulturelle Veranstaltungen solle es ebenfalls geben, da sie die Kameradschaft und das Verstehen fördern würden, „aber alles nur bei öfterem Aufblick zu Gott“.

Stanike überzeugte und die Gründung wurde beschlossen. Zum Obmann wurde Georg Enzinger (Siegharting) gewählt, zu seinem Stellvertreter Hans Breit (Ecking), zur Vertreterin der Mädel Anna Staber (Schmidham), zu ihrer Vertreterin Anna Vodermaier (Persdorf) und zum Kassier Sepp Lindner (Siegharting). Damit war der Gründungsvorstand komplett.

„Lehrreiche Vorträge namhafter Persönlichkeiten“ haben laut den alten Aufzeichnungen dazu beigetragen, dass „ein ganz schönes Häuflein junger Bauernburschen und Dirndln aus Neukirchens Gemarkungen“ sich anschlossen. In der Chronik, die Georg Fischer verfasst hat, ist auch erwähnt, dass „dumme Schwätzer am Biertisch“, die die Landjugend als „zweite Hitlerjugend“ bezeichneten, das „Aufblühen der Gruppe“ nicht verhindern konnten.Alfred Schubert

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