Handverlesene Schmankerl

von Redaktion

Max Müller mit seinem Programm „Ja, Prost die Mahlzeit!“ auf Schloss Amerang

Amerang – Essen und Trinken, das gehört zu unseren elementaren Bedürfnissen und ist, wie der Kärntner Max Müller es ausdrückt, eine „feine Sache“. Eine feine Sache, so viel sei vorweggenommen, ist dem Schauspieler und Sänger mit seinem Bühnenprogramm „Ja, Prost die Mahlzeit!“ gelungen. Im ausverkauften Arkaden-Innenhof von Schloss Amerang tischt Müller handverlesene Schmankerl auf, die Herz und Hirn gleichermaßen ansprechen. Bedient hat er sich dabei an literarischen und musikalischen Stücken vor allem österreichischer Künstler. Schon der Programmtitel verweist auf den Nationaldichter Franz Grillparzer und dessen Lustspiel „Weh dem, der lügt“.

Zum Einstieg
einen Apfelstrudel

„Der Apfelstrudel“, ein Gedicht der 2016 verstorbenen Trude Marzik, dient als Einstieg in die Materie. Das Rezept im Wiener Schmäh endet trocken: „Ist nichts draus gworn, dann hau ihn weg und kaf d’an neuen beim Bäck‘“.

Max Müller hat sein Sammelsurium aus kuriosen Texten, Gedichten, Witzen und Trinksprüchen in ein großformatiges Buch in hellem Leineneinband gebündelt. Lässig auf einem Barhocker sitzend, rezitiert er daraus mit ehrfürchtigem Gestus, als hielte er Großmutters wertvolle Rezeptesammlung in den Händen. Das Publikum kommt in den Genuss literarischer Perlen hierzulande wenig bekannter oder vielleicht auch nur in Vergessenheit geratener Schriftstellerinnen wie die Österreicherin Lida Winiewicz („Katzentisch“) oder die polnische Literaturnobelpreisträgerin Wislawa Szymborska („Zwiebel“). Erfrischender Nonsens von Heinz Erhard, etwa die Wahrheit hinter dem „Ei“ des Kolumbus, würzt das Programm, getoppt von Vicco von Bülows famosen „Kochrezepten“. Müllers nuancierter Vortrag des „Nilpferd in Burgunder“ oder des „Jäger im Rand“ reicht Loriot durchaus zur Ehre, auch wenn es dem Kärntner freilich an hanseatischer Coolness fehlt.

Max Müller hat sichtlich Freude an seinen humoristischen Fundstücken. Der Schauspieler begeistert mit seinem Mienenspiel. Er lässt sich die Pointen auf der Zunge zergehen und geht mit vollem Körpereinsatz ans Werk. Er feiert die verschiedenen Dialekte und kredenzt mit den Gedichten des Klagenfurter Mundartdichters Wilhelm Rudnigger („Die Glückwunschturtn“) und dem „Kärntnerlied“ von Balthasar Schüttelkopf überdies Kostproben seines Heimatdialekts.

Mit leichter beweglicher Stimme interpretiert Max Müller Lieder von Robert Schumann („Vom Schlaraffenland, op. 79/5“) und Hanns Eisler/Bert Brecht („Der Pflaumenbaum“). Dem Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart wird das leichtfüßige Klavierstückchen „La Tartine de beurre“ (Das Butterbrot) zugeschrieben, das Bühnenpartner Volker Nemmer virtuos intoniert.

Natürlich entführt der Bariton und bekennende Liebhaber der Operette in eben dieses honigsüße Genre, das – in Maßen genossen – das Gemüt angenehm zu erhellen vermag. Das Publikum kommt in den Genuss musikalischer Köstlichkeiten wie einem „Gläschen Sekt“ (Robert Stolz), „Salzburger Nockerl“ und „Szegediner Gulasch mit Paprika und Kraut“ (beide Fred Raymond) oder auch „Die Kirschen in Nachbars Garten“ (Victor Hollaender).

„Powidltatschkerln“
und Wiener Kaffee

Einen besonderen Platz im Repertoire erhält der legendäre Klavierhumorist Hermann Leopoldi, dessen „Powidltatschkerln“ manchen in der Interpretation von Peter Alexander in Erinnerung geblieben sind. Max Müller offeriert neben dieser Delikatesse auch „A guates Krügerl Bier“, entführt ins „Café Brasil“ und in ein bekanntes Wiener Kaffeehaus mit „Mmm“.

Essen und Trinken, das ist schon eine feine Sache. Und weil es so gut schmeckt, gibt es noch einen kleinen Nachschlag in Form von Leopoldis köstlichen „Schinkenfleckerl“. Mahlzeit!

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