Amerang – Mit ausgewählten Kompositionen von Arenski, Brahms und Mendelssohn Bartholdy bot das Münchner Clemente-Trio beste Voraussetzungen für eine romantische Matinee. Das letzte Gastspiel des international bekannten Trios auf Schloss Amerang liegt 20 Jahre zurück, sodass sich Liebhaber der Kammermusik glücklich schätzen konnten, diese Musiker im intimen Rahmen des Arkaden-Innenhofs erleben zu dürfen. Was Peter Clemente (Violine), Konstantin Pfiz (Cello) und Paul Rivinius (Klavier) schließlich darboten, war großartig und in seiner Unmittelbarkeit immer wieder bewegend.
Für Karl Davidoff, dem „Zaren unter den Cellisten“ (Tschaikowsky) hat der Russe Anton S. Arenski das „Klaviertrio Nr. 1“ (d-Moll op. 32) komponiert. Das Cello steht entsprechend im Zentrum des Stücks, das den emotionalen Auftakt der Matinee bildet. Immer wieder stimmt das Cello die melancholische Leitmelodie an, die von Violine und Klavier sofort aufgenommen und weitergeführt wird. Die Zuhörer tauchen ein in ein Meer aus Tönen, das sie erst langsam und dann immer schneller durch das Stück trägt, bis die Partitur schließlich in einem lebhaften Finale mündet. Nach diesem ersten Kraftakt gehen die Musiker von der Bühne ab und das Publikum hat die Möglichkeit, sich wieder zu sammeln.
Beim expressiven „Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello a-Moll op. 114“ von Johannes Brahms, dem „letzten großen Romantiker“, hat der Komponist als mögliche Alternative zur Klarinette auf die Viola verwiesen. Ein glücklicher Umstand, den das Clemente-Trio virtuos umzusetzen weiß und dafür mit großem Applaus gefeiert wird.
Atemlos geht es nach der Pause mit Felix Mendelssohn Bartoldys „Klaviertrio Nr. 2 c-Moll op. 66“ weiter. Eine anspruchsvolle Partitur, von der der Komponist selbst sagte, sie sei „ein bisschen eklig zu spielen“. Eine Partitur, die ein wilder Galopp durch die verschiedenen Tempi ist. Sie beginnt mit einem energischen Allegro „con fuoco“ – also mit Feuer – und endet mit einem „Allegro appassionato“, das von den Musikern dramatisch mitreißend, leidenschaftlich und mit ganzer Hingabe gespielt wird.
Das ausführliche Programmheft verrät, dass Peter Clementes Violine eine „de Beriot“ ist, die im Jahr 1600 von Giovanni Paolo Maggini gebaut worden ist. Clemente, durchweg hochkonzentriert, und das Instrument bilden das magische Zentrum des Ensembles und ziehen zu jeder Zeit die Aufmerksamkeit auf sich.
In der Anmoderation hat Ortholf von Crailsheim sein erstes Zusammentreffen mit dem Ausnahmegeiger angesprochen. Das war Anfang der 1980er-Jahre, auf derselben Bühne, auch damals im Rahmen einer Matinee, veranstaltet vom alten Baron von Crailsheim. Der morgendliche Zeitpunkt war damals dem noch jugendlichen Alter der Brüder Clemente geschuldet, die mit ihrem Vater im Schloss konzertierten. Heute ist Ortholf von Crailsheim der Gastgeber. Peter Clemente gelang mit dem 1986 gegründeten Clemente-Trio, befeuert durch den Gewinn des Internationalen Kammermusikpreises der ARD 1998, eine Weltkarriere.Angela Pillatzki