„Ich habe das Gefühl ernst genommen zu werden“

von Redaktion

Interview Der österreichische Josh singt beim Haberkasten-Sommerfestival aus seinem aktuellem Album „Reparatur“.

Mühldorf – Sein Hit „Cordula Grün“ ist aus bayerischen Festzelten nicht mehr wegzudenken. Morgen, Sonntag, tritt der Wiener Sänger Josh beim Haberkasten-Sommerfestival auf. Humorvoller Austropop zeichnen seine Musik aus. Viele Lieder haben es zu Sommerhits geschafft. Sein drittes aktuelles Album „Reparatur“ ist im September 2023 erschienen. Die OVB-Heimatzeitungen haben den 38-jährigen interviewt.

Sie touren gerade durch Österreich, die Schweiz und Süddeutschland. Die Auftritte in eher kleinen deutschen Städten vermitteln ein vorsichtiges Herantasten an Deutschland. Ist der Eindruck richtig?

Fast. Ich war dieses Jahr ja auch schon in den großen Städten und komme nächstes Jahr wieder. Am 17. Oktober 2025 bin ich beispielsweise in München. Generell wollte ich dieses Jahr aber Sommer-Open-Air-Konzerte auch in Deutschland spielen, und da ist Bayern ein gutes Pflaster für mich. Hier empfängt man den Wiener immer sehr freundlich.

Ihre Hits wie „Cordula Grün“ und „Expresso &Tschianti“ sind in ganz Deutschland bekannt. Im Herbst 2025 besuchen Sie große Städte wie Hamburg, Dresden Berlin, Köln, Bochum, München. Was ist am deutschen Publikum anders als am österreichischen?

Was ich in Deutschland sehr schätze ist, dass man mir sehr aufmerksam zuhört. In die deutschen Städte kommen Fans, die teilweise jeden Song mitsingen können. In Deutschland bin ich keine prominente Persönlichkeit. Da geht’s an so einem Abend nur um die Musik. Das macht mir sehr viel Freude. Ich würde am liebsten morgen schon diese Tour beginnen.

Haben Sie einen neuen Sommerhit dabei?

Ich weiß nicht. Das darf das Publikum dann entscheiden. Vielleicht ist ja etwas dabei, das dann den Rest des Sommers auf die Playlisten kommt. Ich hatte in Österreich jetzt wirklich einige große Sommerhits. Deshalb freut es mich aber umso mehr, dass mir die Menschen mittlerweile auch bei den ruhigen Songs zuhören. Die liegen mir sehr am Herzen und sind anfangs meiner Karriere vielleicht manchmal ein bisschen untergegangen. Das hat sich geändert und das macht mich sehr froh. Jetzt kann ich beides machen.

Sie singen mal im Wiener Dialekt, mal wieder auf Hochdeutsch. Was werden Sie in Mühldorf singen?

Jetzt musste ich kurz grinsen. Für mich ist das ja kein Dialekt. Also, ich kann es schwer sagen, wieso manchmal Wörter aus mir rauskommen, die wienerisch klingen und manche nicht. Ich rede privat auch so. Also auf der Bühne wird es immer so bleiben. Eine Mischung halt. Die kommt aber nicht absichtlich so. Die ist einfach passiert.

Sie produzieren zahlreiche Gute-Laune-Sommerhits. Nun wagen Sie sich gezielt an ernste Themen. Wie geht es Ihnen mit diesem Wagnis?

Sehr, sehr gut! Ich habe das Gefühl ernst genommen zu werden. Ich liebe Gute-Laune-Songs, ich liebe aber auch Geschichten, die schmerzhaft und in Melodien verpackt sind und die hoffnungsvoll erscheinen. Dass man mir bei beiden Seiten zuhört, ist eine große Ehre für mich. Ich denke, ich hab mein Publikum noch nie so sehr gemocht wie heute. Es war auch keine bewusste Entscheidung, auf gewisse Themen abzuzielen. Ich konnte nicht anders. Ich schreibe über mein Leben und über Gefühle und wenn die mal eher traurig und ernst sind, dann wird das auch in meinem Songwriting zu hören sein. Kann ich schwer steuern.

Humor gehört zu Ihren Songs, Sie verfügen über ein großes Maß an Selbstironie. Gab es da schon Missverständnisse?

Eventuell kommt es dazu, dass Menschen nicht genau verstehen, dass man Humor haben und depressiv sein kann. Ich mache da aber niemandem einen Vorwurf. Ich persönlich möchte Erlebnissen, die schwer sind, auch immer mit Humor begegnen. So lange ich über mich selbst lachen kann, ist alles ok. Ich nehme mich selbst nicht zu ernst. Das ist auch wichtig, wenn man bekannt ist. Viele Menschen glauben, dass alles gut überlegt ist, was ein erfolgreicher Künstler so macht, dabei sind manche Dinge einfach nur aus einer Laune heraus entstanden und ganz spontan. So, wie das Leben halt ist. Ich denke nicht immer zuerst nach. Manchmal mache ich einfach.

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