Ehrenamtliche Professionalität

von Redaktion

Podiumsdiskussion zum „Modell Kunstverein“ in der Rosenheimer Kunstmühle

Rosenheim – Im Spagat zwischen eigenem ästhetischen Anspruch, Finanzierungslösungen und hohem ehrenamtlichen Aufwand – so lässt sich das Ergebnis der Diskussionsrunde kurz umreißen, die anlässlich des 120-jährigen Bestehens im Rosenheimer Kunstverein zusammengekommen war.

Unter Moderation von Dr. Olena Balun, der aktuellen Vorsitzenden des Vereins, diskutierten der Kulturreferent der Stadt Rosenheim, Wolfgang Hauck, Maler und Vorstandsmitglied Bernhard Paul, Christian Schnurer vom Berufsverband Bildender Künstler und Felix Steffan, der gerade eine Dissertation zum Kunstbetrieb in Rosenheim eingereicht hat. Als langjährige frühere Vorsitzende nahm auch Iris Trübswetter an der Runde zum vermeintlich trockenen kulturpolitischen Thema teil.

Städtische Institutionen als Ergänzung

Hauck durfte die Diskussion eröffnen: Da der Kunstverein in Rosenheim eigentlich den Anfang gemacht hatte im örtlichen Kunstbetrieb, sprach er von den städtischen Institutionen als Ergänzung zum Kunstverein und betonte dessen Funktion für zeitgenössische Impulse, während die Städtische Galerie naturgemäß breiter aufgestellt sei.

Bernhard Paul berichtete in seinem Redebeitrag über den hohen Zeitaufwand im Ehrenamt für Organisation und Aufbau neuer Ausstellungen. Mehrere Mitglieder im „Rosenheimer Kern-Team“ seien als Freiberufler zwei Wochen lang quasi Vollzeit dafür tätig – Zeit, die beim eigenen Kunstschaffen irgendwie abgezwackt werden müsse. Es gebe auch Vereinsbeitritte aus der Berechnung heraus, dann selber ausstellen zu können und bei Nichterfüllung auch wieder Austritte.

Felix Steffan rollte das Geschehen chronologisch aus und erwähnte die Konflikte zwischen Traditionalisten und Modernisierern im Kunstverein, was ab den 1950er-Jahren schließlich in eine „gemäßigte Moderne“ mündete. Iris Trübswetter war lange Zeit Vorsitzende, sie berichtete von der zunehmenden Einmischung des Kunstvereins in städtebauliche Fragen, betonte auch das kontinuierlich gute Verhältnis zur Stadt und zur Städtischen Galerie. Sie thematisierte ebenfalls die hohe Professionalität im Widerspruch zum Ehrenamt: „Es macht Spaß und dann macht man es halt“, so Trübswetter augenzwinkernd.

Christian Schnurer erwähnte die Vielzahl der Fördermöglichkeiten, mit denen man sich freilich auch auskennen müsse, wie den regelmäßig nicht ausgeschöpften „Kulturfonds Bayern“. Kulturreferent Hauck gab zu, dass die Bürokratie bei der Kulturförderung viel zu groß sei und dass dies einfacher werden müsse.

Zu sperrig für Sponsoring?

In einer offenen Diskussion mit den erfreulich vielen Gästen klangen Themen wie Mitgliederakquise an oder das sehr zurückhaltende Engagement regional ansässiger Firmen beim Kultursponsoring. Dr. Balun bemerkte hierzu, man sei eben „sperrig“ bei den Inhalten und für Firmen nicht populär genug. In Einzelfällen gelängen kleinere Sponsoring-Zuwendungen durch persönliche Kontakte. Die Drähte zwischen Kunstverein und Stadt scheinen jedenfalls bestens zu funktionieren. So bedankte sich Dr. Balun bei Hauck für einen größeren Mietzuschuss, und Hauck sicherte Unterstützung bei Fragen von Bürokratie und Fördermöglichkeiten zu.

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