Musik wie ein Sommertag am See

von Redaktion

Das Duo Clavio Anima spielt Violinsonaten bei der Sonntagsmatinee im Rosenheimer Künstlerhof

Rosenheim – Es war ein Sommertag am Thunersee in der Schweiz, als Johannes Brahms seine Violinsonate in der so sonnigen Tonart A-Dur schrieb. Daran erinnerte die Pianistin Olga Hahn, die mit ihrer Partnerin Sakura Chiba an der Violine das Duo „Clavio Anima“ bildet, bei der sonntäglichen Matinee im Künstlerhof. Brahms verarbeitet darin eines seiner Lieder, indem es heißt: „…und schwebt wie Duft dahin“.

Wie Duft schwebte auch der singende Geigenton von Sakura Chiba dahin, aber wie ein starker intensiver Duft. Denn beide Künstlerinnen pflegten den kraftvoll-saftigen zupackenden Ton voll lebenspraller, sinnenfroher Spielfreude. Schwellend, schwelgend und glühend genoss die Geigerin die weit ausholende Melodik, die Pianistin genoss die Sextenseligkeit und die spannungsreichen Septakkorde, und beide betonten deutlich, wie beide Instrumente an der Themenverarbeitung gleichwertigen Anteil haben. Dazu passte auch die Sonate Nr. 2 in
G-Dur von Edvard Grieg, der sie, frisch verheiratet, in einer Art Hochzeitsrausch schrieb.

Die Sonate beginnt zwar „doloroso“, also schmerzhaft, beginnt aber schnell zu tanzen, weil Grieg hier norwegische Hochzeitmusik verarbeitete. Grieg scheint sich hier vor Lebens- und Liebeslust fast zu überschlagen, und Olga Hahn, die hier wahrlich nicht als Tastenstreichlerin agierte, sondern ordentlich zupackte, und Sakura Chiba (die einige Zeit Konzertmeisterin der Reichenhaller Philharmoniker war und jetzt Mitglied der Münchner Symphoniker ist), die immer durchzog bis zur Spitze des Geigenbogens, spielten so tanzlustig, dass man fast hätte mittanzen mögen.

In der Mitte des Programms stand die Violinsonate von Claude Debussy, die der Komponist ein Jahr vor seinem Tode schrieb. Aber nichts von Todesmüdigkeit war in der Interpretation des Duos Clavio Anima zu spüren, es herrschte vibrierende Vitalität.

Beide Künstlerinnen präsentierten dieses farbstrahlende Mosaik aus vielen kleinen Motiven und kontrastreichen Passagen farbschillernd und vor Optimismus strotzend, mit warmsatten Bässen beim Piano und schwärmerischen Portamenti bei der Geige. So gespielte Musik vertreibt jede Depression.

Für den herzlichen Beifall der kleinen Kennerschar bedankte das Duo Clavio Anima sich mit „Salut d’Amour“, dem Liebesgruß, von Edward Elgar – ein Liebesgruß ans Publikum und an den Sommer.Rainer W. Janka

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