Aschau – Zauberklang der Hörner – was für eine Ankündigung. Und doch traf sie beim Konzert des Hörner-Oktetts in der Pfarrkirche St. Michael zu Sachrang den Nagel auf den Kopf. Als „The Sachrang Hornists“ hatte Professor Hansjörg Schellenberger die Hornisten begrüßt – auch das lässt man gerne durchgehen. Denn abgesehen von Lokalmatador Maximilian Schellenberger waren alle anderen Mitwirkenden – Marlene Pschorr, Anna Wegener, Paul Pitzek, Mathijs Heugen, Finn Bohn, Noé Lehmann und Professor Johannes Hinterholzer – teilweise schon mehrfach in Sachrang. Als Meisterschüler der Sachranger Meisterkurse bei besagtem Hinterholzer, Professor für Horn an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM). Fast alle Hornisten-Meisterschüler sind mittlerweile in festen Engagements, von Köln, Leipzig, Mannheim, über Regensburg bis hin nach Basel, Bayreuth und Salzburg. Das Horn gilt als das schwerst zu spielende Instrument. Davon aber war beim Konzert nichts zu spüren. Die acht Hornisten spielten technisch sauber, brillant und artikuliert auf, demonstrierten souverän und reflektiert Farben- und Dynamik-Reichtum des Horns – Zauberklänge also, die das barocke Kirchenschiff erfüllten.
Den Auftakt machte die Egmont-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven: Das Trauerspiel, im von spanischen Truppen bedrohten Brüssel angesiedelt, thematisiert den Widerstand gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft, und die Hörner gestalteten die Ouvertüre derart mitreißend illustrativ, dass man weder ein echtes Orchester noch ein Schauspiel brauchte, um die Musik zu erfassen. Mit Kerry Turners (geb. 1960) „Farewell to Red Castle“ – ein Thema und Variationen für acht Hörner, für das der amerikanische Hornist und Komponist Turner tief in die Wundertüte seines Instruments gegriffen hat – ging es weiter. Mal gedämpft, mal natur, da klassische, dann wieder verjazzte Melodien. Da vermeinte man ein Jagdhorn zu hören. War das nicht eine Andeutung an Bernsteins West Side Story und war da nicht ein Saxofon-ähnlicher Klang?
Ganz anders dann das „Ave Maria“ von Anton Bruckner: Das erst 1882 eigens für Altstimme und Klavier komponierte 81 Takte lange Werk atmet ehrfurchtsvollen, andächtigen Charakter. Hier übernahmen die Hörner perfekt die Vokalisation und die begleitenden Stimmen.
Richard Bissills (geb. 1960) „On vacation“ entführte wieder in luftigere Gefilde: virtuos, neckisch, gute Laune versprühend und doch ob seiner technischen Anforderungen fordernd. Mit Auszügen aus „Lohengrin“ von Richard Wagner wurde die Musik wieder gewichtiger. Die acht Hörner entfalteten die musikalische Pracht der romantischen Oper wie aus einem Guss. Da war Dramatik zu spüren, da wähnte man sich im Brautgemach, und da sah man den Schwanenritter herangleiten: So ausdrucksstark, so klangintensiv – Oper für Hörner. Bitte mehr davon.
Das gab es denn auch – als Zugabe. Giacomo Puccinis „Nessun dorma“ aus seiner Oper Turandot mag ein Gassenhauer sein, so manches Mal monumental und plakativ oder kitschig, aber hier in Sachrang verstanden es „The Sachrang Hornists“, die großen, exponierten Melodiebögen auszuspannen und die Schlusssteigerung auszukosten – faszinierend und tief bewegend.
Elisabeth Kirchner