„Bilder einer Ausstellung“ in einer Ausstellung

von Redaktion

Modern String Quartett interpretiert Mussorgsky zur Finissage der „Kunst aktuell“

Rosenheim – Im Jahr 1874 komponierte Modest Mussorgsky den Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“. Die Gedenkausstellung seines Freundes Victor Hartmann hatte ihn dazu inspiriert. Weltberühmt wurde die Komposition durch Maurice Ravels Orchesterfassung rund 50 Jahre später. „Das sind Bilder, aber nicht nur einer Ausstellung von Viktor Hartmann, sondern Bilder der Welt“, kommentierte der Pianist Michail Arkadjew.

So standen also bei der Finissage der „Kunst aktuell“ in der Städtischen Galerie Rosenheim gleich zwei Jubiläen an. Zum einen feiert der Kunstverein gerade sein 120-jähriges Bestehen, zum anderen feiert die Komposition ihren 150-jährigen Geburtstag. Das Modern String Quartett konzertierte hierzu in der noch aufgebauten Ausstellung und stellte seine gerade erscheinende CD „Pictures at an Exhibition“ vor, mit einigen kreativen Änderungen, Eigenkompositionen und jazzigem Einschlag.

Das 1983 gegründete Quartett ist seit vielen Jahren eine Institution für Brückenschläge zwischen Klassik und anderen Musikrichtungen und begleitete in über 4000 Konzerten schon Größen wie Charlie Mariano, Joe Haider oder Mercedes Sosa. Der Duktus blieb der Grundidee von Mussorgsky treu, nämlich die musikalische Begleitung in Form einer Promenade von Bild zu Bild, deren Motivik jeweils instrumental interpretiert wird. Joerg Widmoser und Winfried Zrenner (Violinen), Andreas Höricht (Viola) und Anna Rehker (Violoncello) starteten dramatisch-unruhig zu der Figur des „Gnomus“, und kontrastierten das überbordende Temperament mit ruhigeren Klängen, um wieder emphatisch zu steigern mit „One more picture“, einem Stück von Widmoser. Die populäre Promenade leitete über zum „Alten Schloss“, gespielt mit hoher eruptiver Kraft, von der Akustik der Galerie noch verstärkt.

„Limoges“, wiederum nach neugierigem Promenieren, entführte auf einen quirligen Marktplatz, ergänzt von einem swingig-leichten „Samuel Goldenberg und Schmuyle“. Eine Ausstellung von El Anatsui in München hatte Quartett-Mitglied Andreas Höricht zu einem Stück angeregt, auf das eine Reminiszenz an die Art-Rock-Band Emerson, Lake and Palmer folgte. Das Trio hatte 1971 ebenfalls Mussorgsky interpretiert, übrigens gibt es gewisse Bezüge zu Rosenheim. Carl Palmer, einer der prägenden Rock-Schlagzeuger, spielte 2015 ein furioses Konzert im Ballhaus, Greg Lake tourte ab 2005 mit dem hiesigen Gitarristen Florian Opahle.

Das Modern String Quartet spielte Lakes Rock-Klassiker „Lucky Man“ mit mitreißender Wucht und Melodiosität im populären Thema, was die Gäste zu einem Begeisterungssturm hinriss. Komplex die Komposition „Modest moves“ von Winfried Zrenner, freilich durfte die Hexe „Baba Jaga“ nicht fehlen und mit dem „Wohltemperierten Klavier“ von Bach erklatschte sich das gebannt lauschende Publikum noch eine Zugabe des famos aufspielenden Quartetts.
Andreas Friedrich

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