Herrenchiemsee – Solch eine inspirierende Harmonie zwischen Dirigent und Orchester erlebt man selten. Stefano Montanari, der zudem ein brillanter Geigenvirtuose ist, verzauberte im Spiegelsaal von Herrenchiemsee gleichermaßen Publikum und Orchester. Unter dem Motto „Der herabgestiegene Gott“ stand neben einer Sinfonia von Boccherini und einem Konzert für Violine und Streichorchester von Mendelssohn die „Jupiter“-Symphonie von Mozart auf dem Programm.
Zeitgenosse von Mozart und Haydn
Zum Auftakt spielte das Münchner Kammerorchester die Sinfonia Nr. 3 in D-Dur op. 12/1 von Luigi Boccherini, einem Zeitgenossen von Haydn und Mozart.
Dirigent Montanari, ganz unkonventionell in schwarzer lederner Hose und grauem Shirt, führte das Orchester mit federnder Dynamik und ansteckendem Charme. Nach langsamem Beginn entfaltete sich der erste Satz flott und lebhaft. Melodische Geschmeidigkeit und Weichheit verströmten die Streicher im Andantino, artistisch virtuos jubilierte die Querflöte im Minué amoroso. Die Sinfonia endete mit einem rasanten, sich stürmisch steigernden Presto assai.
In seiner Doppelrolle als Dirigent und Solist faszinierte Montanari im Konzert für Violine und Streichorchester in d-Moll von Mendelssohn. Dirigent und Orchester bildeten auch in diesem Werk eine beglückende Einheit. Bereits das Allegro klang leicht, beschwingt und mühelos. Herrlich anzuhören war der musikalische Dialog zwischen Solist und Orchester.
Montanari spielte sein Instrument mit einer Virtuosität, die faszinierte. Hin und wieder wandte er sich lächelnd vom Publikum ab und dem Orchester zu, als wollte er sich versichern, dass alle noch da sind. Das Münchner Kammerorchester war stets präsent und schuf zusammen mit dem Solisten ein Klangerlebnis ohnegleichen.
Auf ein zu Herzen gehendes lyrisches Andante folgten im Allegro makellos virtuose Kadenzen, die Montanari mit Leidenschaft und Furor zum Ausdruck brachte. Bisweilen erinnerte der Solist mit seiner mitreißenden, fast jazzigen Spielweise an Nigel Kennedy.
Mozarts „Jupiter“-Symphonie war der Titelgeber des Konzerts. Selten hat man das Werk strahlender, perfekter, glanzvoller gehört. Das ganze Orchester zeigte eine beeindruckende Klangkultur. Mächtig entfaltete sich das Allegro vivace, raumfüllend waren die Orchester-Tutti, geschmeidig die Streicher, farbig schattiert die Holzbläser. Reizvoll wirkte die Wiederholung des Seitenthemas, das Mozart instrumental variiert hat.
Das poetische Andante cantabile, in dem Bläser und Streicher zu einer melodischen Einheit verschmolzen, verströmte eine hörbare Ruhe.
Der Satz endete nuancenreich in einer friedlich verklingenden Coda. Energisch dirigierte Montanari das Menuetto, das kunstvolle Verspieltheit und schwerelose Grazie verband.
Betörende Ausdrucksvielfalt
Im Finale zeigte das Münchner Kammerorchester erneut eine betörende Ausdrucksvielfalt. Montanari dirigierte den Satz konzentriert und leidenschaftlich ohne jegliches Pathos. Das Orchester lag ihm buchstäblich zu Füßen, zwischen beiden spürte man eine große Vertrautheit und Hingabe, die in der klanglichen Brillanz des Schlusses erlebbar war.
Als Zugabe nach dem rhythmischen Beifall des Publikums für Dirigent und Orchester erklang noch einmal Mozarts Menuetto.