Kaleidoskop von Menschenbildern

von Redaktion

Kunstverein Traunstein präsentiert bis 11. August Arbeiten von 73 Künstlern

Traunstein – Die Eröffnung der jurierten offenen Jahresausstellung des Kunstvereins Traunstein ist in jedem Jahr auch ein gesellschaftliches Ereignis. Nicht nur, dass sich heuer 112 Künstler bis aus Reutlingen um einen Ausstellungsplatz beworben haben. Sogar Kunststudenten aus Bergen in Norwegen waren mit von der Partie. Daraus hat die fünfköpfige Jury 73 Bewerber mit 98 Arbeiten ausgewählt. Diese sind bis 11. August im Kulturforum Klosterkirche zu sehen, ergänzt von weiteren Veranstaltungen.

Schwungvolle Eröffnung

Sehr schwungvoll geriet bereits die Eröffnung der Ausstellung vor mehr als 130 Besuchern mit Jazz-Klängen der „Woody Brass Connection“. Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer hob die gute Ergänzung des Kunstvereins Traunstein mit der von Judith Bader geleiteten Städtischen Galerie hervor. Dank des „hohen Sachverstands“ und der „hervorragenden Qualität“ kämen so Ausstellungen zustande, „die man nicht unbedingt in einer Stadt mit 22000 Einwohnern vermutet“.

Herbert Stahl, Vorsitzender des Kunstvereins, machte deutlich, dass sich der Ausstellungstitel „Best of the Last Years“ auf die freie Themenwahl im Unterschied zur letztjährigen Schau bezieht, die dem Salz gewidmet war. Dies stellte nicht zuletzt die Jury vor große Herausforderungen, passende Ordnungsbezüge zu schaffen. Die künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten reichen von der klassischen Zeichnung, über Drucke, Malerei, Fotografie, Installation, Video und dreidimensionale Arbeiten bis zur „Zusammenarbeit“ mit künstlicher Intelligenz.

Gleich drei Ausstellungsräume im Kulturforum eröffnen ein Bild der Vielfalt und zugleich der thematischen Verdichtung. Eine davon kreist um „Menschenbilder“ als Ausdruck unterschiedlicher Lebenssituationen und Gefühlslagen.

In ihren Porträtplastiken in der Klosterkirche lassen die beiden Kunstvereinsmitglieder Konrad Kurz und Ekkehard Wiegand noch ganz die klassische Herangehensweise erkennen. Beide sind ebenso wie ihr Maler-Kollege Hermann Wagner in den vergangenen eineinhalb Jahren verstorben. Zu ihrem Gedenken hat der Kunstverein Werke des künstlerischen Dreigestirns in die Ausstellung integriert.

Einen deutlichen Gegenpol zu Kurz und Wiegand in der Klosterkirche bieten großformatige Fotoprojektionen von Menschenbildern, die Heidi Unger mit der KI-Software Stable Diffusion komponiert hat. Ihre Ergebnisse werfen Fragen nach unserer Zukunft auf und rufen im Betrachter abwechselnd Gefühle von Faszination und Unbehagen wach.

Im Foyer wiederum widmet sich eine Schau dem künstlerischen Nachwuchs. Sie zeigt eine Gruppenarbeit von Schülern aus der Schule der Fantasie, die beim Workshop „Ich und die Anderen“ mit der Künstlerin Claudia Weber entstanden sind.

Beim Gang durch die beiden oberen Stockwerke fällt die Serie skizzenhaft-verwaschener Porträts „Baby Boomer“ von Gisela Birkenthaler ins Auge, während Claudia Weber auf die Körper von Schönheitsköniginnen mit Frucht- und Biberattributen zeichnerisch verfremdete Köpfe voller Kabel und Elektroden gesetzt hat. Eine Paraphrase auf medizinische Experimente, Gedankenmanipulation oder das eigene Kopfkino, das nicht mehr zur Ruhe kommt? Mit Bildern im Comicstil experimentieren Philipp Craubner und Willee Regensburger.

Faszinierende wie verstörende Entdeckungen offenbart das Kabinett mit Fotografien im Obergeschoss, etwa von Uli Reiter („Chronologie einer Zerstörung“) oder von Hannelore Sahm („Livingroom“). Im Stile des US-Malers Eric Fischl zelebriert Ekaterina Zachova einen „Tagesausklang“ am See, während Cosima Strähhuber Kohlezeichnungen durch digitale Leuchtkästen ein strahlendes Innenleben verleiht. Wohltuend sind Werke, die zum kontemplativen Sehen auffordern wie Andrea Würtingers Gardinenbilder („Schattenspiele“).

Rahmenprogramm

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