Die Möglichkeiten des Schlagzeuges ausgelotet

von Redaktion

Simon Popp spielt im „Le Pirate“ Solokonzert

Rosenheim – Besuchte man früher einen Auftritt mit einem Star-Schlagzeuger, so erwartete einen in der Regel von einer mächtigen Batterie aus ein steigernd aufgebautes Solo mit einem wahren Trommeltornado als Abschluss.

Diese Zeiten scheinen inzwischen vorbei zu sein, vor allem in der Jazzszene setzt die neue Generation von Schlagzeugern auf erhöhte Kreativität, sogar mit Eigenkompositionen. Die Technik tut das Übrige, und so arbeiten Schlagzeuger wie Simon Popp mit elektronischen Hilfsmitteln wie Loop-Effekten, Synthesizer und Drum-Pads. Also ein wenig wie Fingerstyle-Gitarristen, die mit Loopeffekten ganze Bands nachahmen können, obwohl sie alleine auf der Bühne stehen.

Simon Popp, der vor kurzem als Begleiter der armenischen Trompeterin Angela Avetisyan in Rosenheim war, kredenzte zum Abschluss der Konzertsaison ein Drum-Solo. Das klassische Schlagzeug aus Fußtrommel, Toms, Snare und Hi-Hat ergänzte er mit Elektronik und demonstrierte eindrucksvoll neue kreative Klangmöglichkeiten.

Popp, Stipendiat der Yehudi-Menuhin-Stiftung und mehrfacher Musikpreisträger, begann mit sphärischen Sounds vom Synthesizer und widmete sich dann dem klassischen Schlagwerk, um dann ohne Elektronik teils mit flacher Hand auf der Snare und mit Kuhglocken und Klangschalen weiterzumachen, mit ordentlich Dampf und Rhythmus. Ruhige, meditative Eigenkompositionen zauberten einen melodischen Klangteppich in den für ein Spezialkonzert überraschend gut besuchten Raum. Popp erweiterte die Palette mit groovigen Dancefloor-Sounds im Stil von Grace Jones‘ „Slave to the rhythm“.

Nach einer Pause dauerte es etwas, bis der Schlagwerk-Kreativling mit eher subtilen, feinen Strukturen wieder Spannung aufgebaut hatte. Eine kurze Studie zur Polyrhythmik ließ wieder aufhorchen. Popp lotete die Möglichkeiten seines Drumsets aus und setzte feine Akzente mit Eigenkompositionen mit griffigem, ohrwurmartigem Thema. Eine eindrucksvolle Bandbreite zwischen Filmmusik, Jazz und rockigen Rhythmen machte den Auftritt besonders. Andreas Friedrich

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