Gegenwartskunst in großer Vielfalt

von Redaktion

Große Kunstausstellung 2024 im Rathaus und in der Galerie im Ganserhaus

JensPfaffenberger: „Marktkatze“, Keramik.

Wasserburg – Ein breites Spektrum an zeitgenössischer Kunst bietet derzeit die „Große Kunstausstellung 2024“ des Arbeitskreises 68. Kunstschaffende aus ganz Deutschland zeigen dort noch bis Ende August ihre Arbeiten.

„Fürchte die Danaer, wenn sie Geschenke bringen“, warnte einst der Hohepriester Laokoon in Vergils „Aeneis“ vor dem riesigen Holzpferd vor den Toren Trojas. Den „Trojanischen Pudel“ vor dem Wasserburger Rathaus hingegen muss niemand fürchten. Denn die begehbare Holzskulptur von Lorand Lajos lädt charmant zum Besuch der 57. Jahresausstellung der Wasserburger Künstlergemeinschaft ein.

182 Arbeiten
von 108 Künstler

182 Arbeiten von 108 Kunstschaffenden wurden von der Jury aus einer Vielzahl von Einreichungen ausgewählt. Und die Juroren Rudolf Finisterre, Robert Lang, Katrin Meindl, PJane und Josefine Pytlik haben sehr gute Arbeit geleistet. Die Malereien und Zeichnungen, Collagen, Video-, Objekt- und Fotokunst zeichnen sich durch Qualität und Vielfalt aus. Sie sind zudem hervorragend gehängt und kommen in den beiden Rathaussälen und in der Galerie im Ganserhaus bestens zur Geltung.

Im großen Rathaussaal zieht die „Chimère de Mortehan“ die Blicke der Besucher auf sich. Das Monumentalobjekt von Silvia Hatzl scheint im Raum zu schweben. Dabei ist die mehrteilige Textilskulptur an einem der Kronleuchter befestigt. Sie wirkt riesig, zugleich aber auch ätherisch und fragil, ein gelungenes Sinnbild für eine Chimäre als Fabelwesen zwischen Mensch und Tier.

Im Bereich Malerei sind viele abstrakte Bilder zu sehen, deren heitere Farbintensität einfach nur begeistert, darunter die Arbeiten „True Colors II und „With Friends at the Lake“ von „van Tom“ aus München.

Das Triptychon „Erdemolo“ des Bad Aiblinger Malers und Bühnenbildners Andreas Legat wiederum besteht aus drei großflächigen Leinwandbildern in eher monochromen Tönen. Ihre reliefartige Oberfläche erinnert sofort an die Topografie einer Gebirgslandschaft aus großer Höhe betrachtet, so wie der Erdemolo See in den Trentiner Dolomiten.

Mit Witz und Esprit wiederum präsentiert sich die gegenständliche Malerei. Das Ölgemälde „privacy“ von Thomas Gruber zeigt eine detailgetreue Hommage an „Salvator mundi“, jenes Leonardo da Vinci zugeschriebene Porträt, das als teuerstes Gemälde aller Zeiten im Jahr 2017 für 450 Millionen US-Dollar den Besitzer wechselte.

Allerdings hat der Landshuter Künstler seinen „Erlöser der Welt“ mit einem verpixeltem Gesicht gemalt. Sonst aber gleicht es dem berühmten Vorbild fast eins zu eins.

Gut vertreten in der Ausstellung sind auch Video- und Fotokunst. Die 22 Arbeiten variieren von einer neorealistischer Bildsprache bis hin zu Fotografien im Grenzbereich zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Heidi Schmidiger zeigt mit „fragile“ eine stimmungsvolle, mehrfach belichtete Fotografie, die ein welkendes Blumenarrangement erahnen lässt. Und dass Wasser Spaß macht und zugleich gefährlich ist, wird in Martin Weiands zweiteiliger Bilderserie „no risk–no fun“ deutlich.

Bemerkenswerte Objekte

Bemerkenswerte Objektkunst komplettiert schließlich die Große Kunstausstellung 2024. Ilvie Schlotfeld zeigt mit „Laim“ eine Installation aus den Naturmaterialien Gras und Okraschoten. An die 26-jährige Studentin der Münchner Kunstakademie geht auch der diesjährige, mit 1000 Euro dotierte Preis für „Junge Kunst“. Von Jens Pfaffenberger aus Babensham stammt die vorwitzige Keramik „Marktkatze“, die so richtig Lust macht, auf den Markt zu gehen. Ob sich allerdings jemand findet, der im Keller des Ganserhauses auf dem „MPSOP“ Platz nimmt, der „Mobilen Einheit für psychosomatische Operationen“ von Andreas Fischer, bleibt vermutlich eher fraglich.

Bis 25. August

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