Die Griabinga Trachtler kommen nicht aus Grübing

von Redaktion

Franz Xaver Huber, der Moosmüller-Bauer aus der damaligen Gemeinde Wiechs, rief 1884 „mit einigen beherzten Männern“, wie es in der Vereinschronik heißt, den Verein „D‘Jenbachtaler“ ins Leben. Huber wählte dabei als Vereinsnamen nicht den Namen seiner Heimatgemeinde, sondern die geografische Bezeichnung des größten Tales, das in der Gemeinde Wiechs liegt und in dem der Jenbach, in der Mundart der Ea(n)boch, fließt. Also: D‘Jenbachtaler, nicht: D‘Wiechser oder bairisch D‘Wiaxer. Anders reagierten Hubers Nachbarn, nämlich die Feilnbacher, mundartlich b‘Feimbegga. Teile der Feilnbacher Mitglieder der Jenbachtaler gründeten 1892 einen eigenen Gebirgstrachterhaltungsverein: D‘ Feilnbacher. 1927 schlossen sich die beiden Vereine unter dem Namen D‘Jenbachtaler Feilnbach zusammen.

Diese Art der Namensgebung – geografische Bezeichnung plus Gemeindename – ist und bleibt weitverbreitet: D‘Sulzbergler Litzldorf, D‘Neuburgler Vagen, D‘Achentaler Unterwössen, oder auch auf guad boarisch: Dö‘ Koasawinkla.

Daher könnte man gut meinen, der GTEV D‘Griabinga Hohenaschau, der in diesen Tagen sein 140. Gründungsjahr im Rahmen eines Gaufestes des Gauverbands Chiemgau-Alpenland feiert, habe eine Ortsbezeichnung namens Grübing, bairisch: Griabing im Namen. Nennt man die Einheimischen nämlich in der bairischen Mehrzahl, so sind die Leute aus Aibling d‘Oablinga oder die aus Mietraching d‘Miadakina und die aus Grübing d‘ Griabinga.

Aber weit gefehlt: „Do kinnans lang suacha“, lächelt Vorsitzender Claus Reiter, „es gibt koa Ortschaft Griabing ned. Griabing kimmt vo griawig!“ Ehrenvorsitzender Georg Pfaffinger erklärt für die nicht-bairische Leserschaft: Das bairische Adjektiv griabig, meist gesprochen als griawig, bedeutet heutzutage angenehm, gemütlich, behaglich. Wir fügen hinzu: Im 19. Jahrhundert, siehe Bayerisches Wörterbuch von Johann Andreas Schmeller, heißt grüebig rührig, bei Kräften. Der Name „D‘ Griabinga“ sei, so Claus Reiter, „von Anfang an, also seit 1884, in Gebrauch gewesen“. Mit einer Einschränkung: Es gebe in der Vergangenheit auch die Schreibung „Dö Griabinga“. Die Schreibung <ö> für das bairische geschlossene /e/ – siehe <e> in „eben = eem“ – war also offenbar nicht nur bei Ludwig Thoma („dös is … = dees is … = das ist …) üblich, sondern auch im Chiemgau. Überflüssig ist aber der Apostroph bei Dö‘ Koasawinkla! Vorschlag: „De Koasawinkla“ oder „D‘ Koasawinkla“.

Es bleibt offen, warum die Gründerväter der „Griabinga“ ausgerechnet die -ing-Form als Namensendung gewählt haben. Die Grübigen wären auf Bairisch überhaupt nicht „d‘Griabinga“ oder „Griawinga“, sondern „de Griabign, Griawign, Griawing“, also ohne das a in der Endung. Sollte der Anschein eines Ortsnamens im Vereinsnamen erweckt worden sein? Auf jeden Fall haben „D‘ Griabinga Hohenaschau“ aber ein sehr originelles Alleinstellungsmerkmal im Namen. Und: Gratulation zum Jubiläum!