Kolbermoor – Er kam von Maastricht und fuhr tags darauf gleich nach Aachen, zwischendurch aber spielte er beim monatlichen Orgelmittwoch in der Pfarrkirche Wiederkunft Christi in Kolbermoor: Philip Crozier aus Kanada, der weitestgereiste Organist dieser Reihe. Mitgebracht hatte er ein sehr buntes Programm aus vielen kleinen Stücken, mit dem er, wie er selber sagte, die vielen Farben der Orgel zeigen wollte. Und sehr viele Zuhörer wollten diese vielen Farben auch hören.
Das Programm war nicht nur bunt, sondern bot auch sehr viel Unbekanntes. Die Werke der bekanntesten Komponisten waren auch die werthaltigsten: Zoltan Kodály (1882 bis 1967) hat neun Epigramme für eine Stimme und Klavier komponiert, die vielfach arrangiert wurden, unter anderem auch für Orgel. Fünf davon spielte Crozier, verschiedene geistreiche und frohgemute Charakterstücke von epigrammatischer Kürze, von Crozier vielfältig-bunt registriert und mit schmunzelndem Vergnügen vorgetragen. Fröhlich-verspielt, dabei recht kunstvoll, sind die Liedvariationen über „Est-ce Mars“ von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621), von Crozier wieder farbstrahlend registriert. Am gewichtigsten war die Fuge über B-A-C-H op. 60 Nr. 5 von Robert Schumann (1810 bis 1856), ein heiter hüpfendes Scherzo, das Crozier klanglich als schon in die Moderne weisend interpretierte.
Alles andere diente zur Umrahmung: Im „Trumpet Minuet“ des blinden Komponisten Alfred Hollins (1865 bis 1942) führte Crozier das triumphierende Trompeten-Register vor. Leicht kirchentonartig-hymnisch klang die „Hommage à la mémoire de Sylvie Poirier“ von Denis Bédard (Jahrgang 1950), ein Stück auf Croziers verstorbene Ehefrau. Hübsch registriert, aber sonst recht unwesentlich waren die drei Renaissance-Tänze des polnischen Komponisten Johannes von Lublin (1490 bis 1550), einer davon ein Veitstanz, von dessen Zuckungen aber in der Musik nichts zu hören war. Festlich rauschend, mit Fern-Orgel-Wirkungen und natürlich mit einer Schlussfuge ging mit „Grand Cheur“ von Guy Weitz (1883 bis 1970) das genau auf 30 Minuten terminierte Konzert zu Ende. Mit seinem unaufdringlich-souveränen und insgesamt heiter-virtuosen Spiel bildete Philip Crozier den würdigen Schluss der diesjährigen Orgelmittwochs-Saison. Mit einem Gläschen Prosecco wurde dies auf der Kirchen-Piazza gefeiert.RAINER W. JANKA