Prien – Schon bei der Eröffnung der Priener Kunsttage hatte es Kuratorin Inge Fricke auf den Punkt gebracht: „Neugier lohnt sich.“ Nur noch bis einschließlich 18. August laufen die Kunsttage: Eine beeindruckende Bandbreite an Ausstellungen und Veranstaltungen als „Ausdruck der Stärke und der Vitalität des Kunstortes Prien.“
Frische
Perspektiven
Das Kronast-Haus am Priener Marktplatz öffnet zusätzlich zur Dauerausstellung „Sammlung Abé“ seine Türen mit der Sonderausstellung „Ansichtssache – Junge Kunst im KronastHaus“. Laura Kalbeck, Maria Konopka, Lia Katharina Partsch, Lorena Riske, Thilo Sturm und Thomas Hans liefern frische, kreative Perspektiven. Das „Inside out“ von Laura Partsch spielt mit der Tiefenwirkung der Ölmalerei, „Bridge back to us“ von Maria Konopka erinnert an die Brooklyn Bridge und ist doch – bei genauerem Hinsehen – eine Fotocollage aus fein zerschnittenen gedruckten Seiten und schwarzen Strichen. Yin und Yang mit Fischen aus Acryl, Spachtel und Glasperlen präsentiert Lorena Riske, und Lia Maria Partsch zeigt mit Porträts im alten Stil.
Junge Kunst gibt es auch im Pop-up Kunstraum in der Bahnhofstraße. In einem ehemaligen Laden stellen Janna Keltsch, Tatjana Raum, Amelie Wiesholler, Valentin Diem, Lothar van Straaten, Gerhard Kay, Daniel Janzarik, Larissa Mazbouh, Veronika Kriechbaum und Paula Mewes aus.
Kunst in einem außerordentlichen Ambiente an einem ungewöhnlichem Ort – und doch wirken die Kunstwerke, als ob sie eigens für diesen Raum geschaffen wurden. Auch an der Stelle möge man es der Rezensentin verzeihen, dass sie hier nur einige wenige Oeuvres erwähnt. Larissa Mazbouhs Gemälde „Wasserlandschaft“ vor rot angestrichener Wand lädt zum Träumen am Steg ein. Skurril wirken die beiden Marder-Schädel hinter Glas von Amelie Wiesholler. Und beeindrucken doch umso mehr mit Scrimshaw (eine Miniatur-Ritz- und Gravurtechnik in tierische Materialien) und mit Reliefgravur.
Valentin Diems hölzerne Frauen-Skulptur vor der schwarz-weißen Fotowand (mit Darstellungen wie aus der Glyptothek), Paula Mewes‘ „Mann auf Stuhl“, eingerahmt von „Landschaften“ von Janna Keltsch, Daniel Janzariks Installationen in der ehemaligen Küche des Ladens, die hölzerne Skulptur von Gerhard Kay unter einem gläsernen Pyramidendach – Kunst, die hier im ehemaligen Laden zu neuem Leben erwacht.
Viele Räume
werden bespielt
Schon bei der Priener „Kunstzeit“ war es den Ausstellungsmachern gelungen, Kunst an ungewöhnlichen Orten zu präsentieren. Heuer sind es die „Kunsttage“, die nach Prien und Umgebung locken. Erneut ist es Kuratorin Inge Fricke gelungen, nicht nur junge Kunst in den ehrwürdigen Priener Museen auszustellen, sondern auch viele weitere Räume zu bespielen. Sei es die Foto-Galerie Karin Schneider-Henn in Gänsbach bei Rimsting (hier zeigt Ricardo Wiesenberg Bilder „von der Fotografie zur Malerei“), sei es die petite Galerie von Christa Biere an der Kirche, sei es das Atelier von Sylvia Roubaud mit „Art und Talk“ am Marktplatz, das Atelier von Katharina Schmitt im Hinterhof der Wendelsteinstraße, wo sich „rosa Wolken und blaue Blumen“ ein Stelldichein geben, sei es der „Denk mal nach Weg“ mit Skulpturen aus Esche von Marco Bruckner vor der Pfarrkirche, die eichernen Großskulpturen von Josef Lang im Medical-Park Prien Kronprinz, der Torso (eine Skulptur in Juramarmor, von Benjamin Hauer geschaffen) an der Ecke Alte Rathausstraße/Beilhackstraße, der Garten am Heimatmuseum oder die vielschichtigen Fotografien, Bilder und Objekte, die es in vielen Läden unter dem Titel „Kunst im Shop“ im Ortskern zu entdecken lohnt.
Manche Ateliers und Galerien wie der Liendlhof in Trautersdorf, der Amon Store Galerie oder das Hotel Luitpold am See hatten nur an wenigen Tagen offen. In der Galerie im Alten Rathaus lief bis vor kurzem noch die Ausstellung „Requiem für die Neuzeit“ mit Bildern und Skulpturen von Helme Heine, und im Heimatmuseum Prien gewährte die Sonderausstellung „Landschaft pur“ von Theodor von Hötzendorff beeindruckende Einblicke in die Vielfalt der regionalen Landschaftsmalerei. Sehr bedauerlich, dass einige Orte nur kurz bespielt werden. Aber umso schöner, dass es noch immer so viele Kunstplätze gibt, die man bis zum 18. August entdecken kann. Neugier lohnt sich.