„Die höchste Form von Hoffnung“

von Redaktion

Kulturförderverein Prien zeichnet Künstler aus – Ehrenpreis für Lenz Hamberger

Prien – In den vergangenen drei Jahren hat der Kulturförderverein Prien jeweils einen Preis für „Junge Kunst“ vergeben. Heuer wurden gleich vier Künstler bei einer Feierstunde im Foyer des Chiemsee Saales gewürdigt. Gerhard Kay bekam den Preis „Junge Kunst“. Lenz Hamberger wurde der Ehrenpreis für sein Lebenswerk vom Kulturförderverein verliehen. Der Rotary-Club Chiemsee ehrte zudem Heidi Frank und Peter Rappl für herausragende künstlerische Positionen. Bis vergangenen Sonntag stand Prien mit seinen Kunsttagen ganz im Zeichen der Kunst: In den örtlichen Museen, im Popup-Kunstraum in der Bahnhofstraße, im Liendlhof in Trautersdorf, in Geschäften, bei Unternehmen, in Ateliers, Galerien und auf öffentlichen Plätzen quer durch Prien wurde zeitgenössische Kunst in all ihren Facetten gefeiert.

Überflüssigkeit
als Stärke

Kunst brauche es unbedingt, so Inge Fricke, Kuratorin der Kunsttage und Dritte Vorsitzende des Kulturfördervereins. Sie zitierte Helme Heine – der Künstler hatte bis Anfang August in der Galerie ausgestellt: „Die Kunst muss Fragen aufwerfen, muss Unruhe stiften und darf niemals Antworten geben. Sie hat keine pädagogische Aufgabe, keine Verpflichtung. Eigentlich ist sie überflüssig – und gerade das ist ihre Stärke.“

Priens Bürgermeister Andreas Friedrich dankte Kulturförderverein und Rotariern für das Ausloben der Kunstpreise. Eine Aufgabe, die ein Verein einfacher als eine Gemeinde stemmen könne, allein schon, was das Auswahlgremium und die Richtlinien betreffe. Ihn freue es, dass vor allem die „Junge Kunst“ gewürdigt werde. Ansporn und Würdigung solle der Preis sein, betonte denn auch Georg Klampfleuthner, Vorsitzender des Kulturfördervereins. Unterschiedlichste Kunstwerke, seien es Malerei, Skulpturen, Keramiken oder Holzarbeiten, die hohe Qualität der Ausbildung, die überzeugende künstlerische Haltung und dass die Künstler „noch nicht im Zenith ihres Schaffens stehen“ – da habe es viele potenzielle Preisträger gegeben. Der unabhängigen Jury sei es nicht leicht gefallen.

Der Preis „Junge Kunst“ ging schließlich an Gerhard Kay (Jahrgang 1987), Holzbildhauermeister, Maurer und Stuckateur aus Erlstätt. Dessen hölzerne Skulptur „Arabesque“ thronte drei Wochen lang unter einem gläsernen Pyramidendach auf einer Säule im Popup-Kunstraum und wird in den kommenden Wochen in der Galerie im Alten Rathaus zu bewundern sein.

Inge Frickes Lob über die Ästhetik, die handwerklich herausragende Arbeit, die den Betrachter einlade, das Geheimnis der Oberfläche zu ergründen, und des Materials, das für Naturerfahrung stehe, wehrte der Geehrte bescheiden ab: „Da musste viel raus.“

Heidi Frank und Peter Rappl vom Kulturverein, Atelier und Veranstaltungsraum Zahn am Bach hatten nur ein Wochenende mit „big pics | big bricks“ das Hotel Luitpold Haus 2 in Stock bespielt. Und doch überzeugte ihre Arbeit so sehr, dass der Rotary-Club gleich zwei Preise vergab. Ursprünglich habe man nur einen Preis für eine künstlerische Position vergeben wollen, verriet Laudator Dr. Gregor Rieger, Mitglied der Rotarier und zudem Schatzmeister des Kulturfördervereins.

Inge Fricke lobte die regionale Kunst mit regionalem Material – Peter Rappl verwendete Holz aus dem Eichenthal – und regionaler Bildung – Heidi Frank studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor.

Den Ehrenpreis für ein Lebenswerk bekam unter lautem Applaus Lenz Hamberger überreicht. „Für eine Künstlerpersönlichkeit, die mit der Künstlerlandschaft verbunden ist und sich künstlerisch, sozial und gesellschaftlich engagiert“, sagte Klampfleuthner. Im Liendlhof bei Trautersdorf waren sich während der Kunsttage junge und arrivierte Künstler unter dem Motto „Auf dem Weg…“ begegnet. Lenz Hamberger war hier mit einigen Werken neben Karl-Heinz Hauser, Hanna Gehrmann, Amelie Dufter, Hannes Funk und Lorenz Bauschatz zu bewundern.

Rudi Eberhardt vom Kulturförderverein zeichnete in seiner Laudatio die Vita des 84-jährigen Priener Künstlers nach. Nach einer Druckerlehre eignete sich Hamberger autodidaktisch die Kunst des Holzschnitts an, stellte mit 19 Jahren erstmals aus und organisierte jahrelang mit Künstlerfreunden die Priener Kunstausstellungen und die Weihnachtsausstellungen im Haus des Gastes.

Um die Kultur verdient gemacht

Als Mitglied der Kalendergemeinschaft Prien sei er ein wesentlicher Bestandteil der kulturellen Szene der „Künstlerlandschaft Chiemsee,“ und er habe sich – auch als langjähriger Gemeinderat – um die Belange der Kunst und der Kultur im Chiemgau verdient gemacht, so Eberhardt. Hambergers Werk umspanne Selbstporträts, Stegbilder, Waldbilder, Schriftbilder mit gedruckten Texten von Schriftstellern und dazugehörigen Holzschnitten, Frauenakte, Darstellungen von Landschaften, von figuralen und pflanzlichen Motiven, von Kindheitserinnerungen und und und. Holzschnitt sei eine Herausforderung und eine Kunst, die Hamberger beherrsche.

Gerhard Richter habe einst gesagt, dass Kunst die höchste Form von Hoffnung sei. In diesem Sinne hoffe er, Eberhardt, dass die Gemeinde auch weiterhin die Kunst unterstütze. Inge Fricke hatte eingangs gesagt, dass die Kunsttage Ausdruck der Stärke und der Vitalität des Kunstortes Prien seien und als Forum und zum Netzwerken dienten. Man darf gespannt sein: 2026 gibt es die nächsten Kunsttage.

Künstlerlandschaft Chiemsee

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