Rimsting – „Von der Fotografie zur Malerei“ ist die Ausstellung im Atelier der renommierten Künstlerin Karin Schneider-Henn bei Rimsting überschrieben. Das Licht soll im Fokus stehen, und das tut es – fürwahr. Lichtkunst, die dem Besucher schon am Eingang begegnet ist, Lichtobjekte, die im Außenbereich strahlen. Dann der Ausblick aus dem ebenerdigen Raum auf einen malerischen Garten. Dabei sollte sich der Blick eigentlich auf die Ouevres richten. Und die ziehen dann – ob ihres Farbreichtums und ihrer Leuchtkraft – endgültig in ihren Bann.
Ricardo Wiesenberg
und Christian Hiemenz
Zwei Künstlern ist die kleine, feine und exklusive Ausstellung gewidmet: Ricardo Wiesenberg (1926 bis 2011) und Christian Hiemenz (geb. 1959). Zwei moderne Künstler also, bei denen das Licht im Fokus steht und die dennoch einen ganz unterschiedlichen Ansatz zur Kunst haben. Woran auch die jeweilige Vita Einfluss hat.
Man nehme Wiesenberg: Fotografenlehre, Kunstausbildung erst in Burg Giebichenstein bei Halle, später an der Münchner Akademie, Restauration alter Bilder, dann Künstler mit Wohnsitzen in der Toskana, in den USA, in Südfrankreich und Oberbayern. Da prallen grün-grau Töne des Genres Stillleben auf die Farbenpracht des sonnigen Südens, da mischen sich melancholische Elemente wie bei einem Landschaftsbild von Caspar David Friedrich mit Landschaftsimpressionen aus dem Chiemgau („The Might of the Clouds“) und aus den USA, sei es New England oder Long Island („Red Barn“). Wiesenbergs Bleistiftskizzen – Porträts und Städte – verraten Akkuratesse und das Wissen von Licht und Schatten.
Und da ist Hiemenz‘ Werk, geprägt von den Industriewelten des Ruhrgebiets. Der gebürtige Recklinghausener, der parallel zum Wirtschaftsstudium autodidaktisch mit der Arbeit an Lichtobjekten begann, eröffnet neue Perspektiven. Recycelte Materialien, Fundstücke wie Holzkämme, Zimmertüren oder Dachbleche, die von hinten von Licht – mal weiß, rot oder matt-rosa leuchtend – umspielt sind, die die Magie des Lichts visualisieren.
Lichtskulpturen, gewagt und doch unaufgeregt. Die Kunst ist sorgfältig im Raum verteilt: klassisch anmutende Ölmalerei, Federzeichnungen mit Tusche, Bleistift-Skizzen und dazwischen die Lichtobjekte. Es wirkt nichts überladen, es wirkt nicht zusammengewürfelt. Im Gegenteil, der Kontrast ist augenscheinlich und doch gefällig und ansprechend. Man kann die Ausstellung einfach so genießen und sich vom Licht verzaubern lassen. Man darf, nein, man sollte sich dabei ruhig Zeit lassen, sagen die Kuratorinnen Karin Schneider-Henn und Anett Pirgie. Und Zeit sollte man mitbringen, denn die renommierte Fotokünstlerin und Lehrmeisterin Karin Schneider-Henn (geb. 1943), die in ihrer Bildsprache sowohl malerische als auch erzählerische Aspekte vereint, und die Restauratorin Anett Pirgie können viel über Kunst erzählen.
Gegenseitige
Inspiration
Und natürlich auch über die Künstler, vor allem über Wiesenberg. Dieser lebte jahrzehntelang mit Schneider-Henns Mutter, der Künstlerin Hanne Brenken (1923 bis 2011), zusammen: Man inspirierte sich gegenseitig, was auch auf das Werk von Karin Schneider-Henn Einfluss nahm. Und man erfährt, warum Gänsbach und der Chiemgau für die Familie so besonders ist. Neugierig geworden?
Die Ausstellung findet in der Galerie von Karin Schneider-Henn und Anett Pirgie (Gänsbach 12, 83253 Rimsting) nur noch dieses Wochenende statt. Geöffnet ist heute, Samstag, und morgen, Sonntag, von 11 bis 17 Uhr.