Bad Feilnbach – Im Rahmen der diesjährigen Ausgabe des „Feilnbacher Almrausch“ kommt der bekannte Südtiroler Musiker Max von Milland zur „Momentenroas“, einer stimmungsvollen Konzert-Wanderung zur Schuhbräu-Alm. Im Vorfeld der Veranstaltung nahm sich der sympathische Künstler Zeit für ein Zoom-Interview für die Leser des OVB.
Max, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Würdest Du Dich kurz unseren Lesern vorstellen?
Also, mein Name ist Max von Milland, ich bin aus Brixen in Südtirol, wohnhaft aktuell in München, und ich schreibe meine Musik im Südtiroler Dialekt und freue mich wahnsinnig, jetzt nach Bad Feilnbach zu kommen. Ich bin schon ganz aufgeregt!
Dein Name sieht auf den ersten Blick aus wie ein Adelstitel …?
Tatsächlich habe ich mich selber geadelt: ich habe mir blaues Blut gespritzt, indem ich diesen Künstlernamen „Max von Milland“ entworfen habe. Milland ist ein Stadtteil von Brixen, wo ich aufgewachsen bin. Das war damals für mich der authentischste Künstlername. Ich heiße mit bürgerlichem Namen Maximilian Hilpold, das klingt langweilig, von dem her fand ich den ganz spannend. Die Herkunft ist bei mir eh immer ein großes Thema, von dem her hat das alles gut zusammengepasst.
Deine Musik ist – allein schon durch die Verwendung Deines Dialekts – immer sehr heimatbezogen.
Nach dem Abitur bin ich für acht Jahre von Brixen weg nach Berlin gegangen und Musik war auch immer schon ein zentrales Thema – ich habe schon immer Dialekt-Musik geschrieben. Und dann kam die Idee mit dem Max von Milland. Vielleicht habe ich mir damit ein bisschen das Heimweh weggenommen, so ist das entstanden; und für mich war es relativ schnell klar, dass dies mein Weg sein würde. Wenn man Gefühle überhaupt in Worte packen kann, dann in der Muttersprache. Es war für mich der natürlichste Weg, mich auszudrücken. Hochdeutsch war nie eine Option für mich, weil ich das einfach nicht so gespürt habe. Mit 14 Jahren brachte ich mir autodidaktisch Gitarre bei und gründete eine Schülerband – da machte ich auch englische Cover-Versionen, etwa von den Stones oder Nirwana; aber das fühlt sich für mich auch nicht authentisch an.
In einem Deiner Songs heißt es „Mein Herz schlagt für drei Sprachen“ …
…“und die Geschichte, die uns da vereint“. Genau, Südtirolerisch, Italienisch und Ladinisch: Also, man spricht in einigen Tälern in Südtirol, zum Beispiel in Gröden und im Gadertal, Ladinisch, also Rätoromanisch, wie in Graubünden in der Schweiz, und für mich ist das auch immer wichtig – das wird selbst in Südtirol oft vergessen. Man spricht immer von zweisprachig, aber es sind tatsächlich drei Sprachen. Ich bin des Ladinischen leider nicht mächtig, aber für einen Auftritt bei RAI Südtirol habe ich einmal ein Lied gesungen, dessen Text ich auswendig gelernt hatte. Ladinisch hat durchaus einige italienische Einflüsse, ist aber letztendlich eine ganz eigene Sprache.
Hattest oder hast Du musikalische Vorbilder?
Also, ich finde, Vorbilder hat man ja meistens menschlich; musikalisch hatte ich eher Inspirationen, da ist auch alles dabei von deutschsprachiger hin zu englischsprachiger Musik. Wen ich menschlich als Vorbild habe, sind die Sportfreunde Stiller – die zudem so etwas wie meine Mentoren sind; wir kennen uns jetzt auch schon 15 Jahre oder länger, und immer, wenn ich mit ihnen unterwegs war, waren sie nett, sympathisch, fair und korrekt, trotz ihres hohen Erfolgslevels, was ich immer sehr beeindruckend fand. Da dachte ich mir, wenn, dann schneide ich mir da eine Scheibe ab.
Mittlerweile lebst Du in München – gibt es etwas, das Du im Alltag vermisst, oder bist Du völlig angekommen?
Ich bin tatsächlich in beiden Welten daheim und da fühle ich mich auch total wohl, weil ich in einer Stadt wie München den Input bekomme, den kreativen Input; das hilft mir total, mich weiterzuentwickeln – aber ich bin dann auch in zweieinhalb, drei Stunden, in Nullkommanix daheim. Was ich in München ein bisschen vermisse, ist die kulinarische Vielfalt Südtirols, zum Beispiel beim Wein, oder dass man sagt, jeder Bäcker in Südtirol hat ein geiles Vintschgerle. Aber grundsätzlich gibt es eine enge Connection als Südtiroler in Bayern, man fühlt sich sofort daheim. Die Bayern und die Südtiroler verbindet irgendwas, etwas ganz Schönes.
Du genießt es in vollen Zügen, endlich wieder live mit Deiner Band Konzerte zu spielen?
Ich freue mich total, wenn man geile Konzerte spielt und so schöne Sachen erlebt. Wir haben jetzt so eine tolle Band, eine tolle Live-Crew, wir sind ein eingespieltes Team und es ist einfach mega spannend und toll, unterwegs zu sein. Man spürt jedoch noch einige Auswirkungen, was Live-Shows auf regionalem Level betrifft, man sieht – wie überall in der Gesellschaft – alles konzentriert sich auf die großen Sachen, wie kürzlich drei Auftritte von Coldplay in München – was ein bisschen auf Kosten der regionalen Künstler geht, das muss man ganz ehrlich sagen. Dadurch wird es für die Künstler immer schwieriger, sich etwas aufzubauen, ihre Einnahmequellen brechen weg. Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Leute, ähnlich wie beim Essen, auch die regionale Kulturszene wieder mehr schätzen würden. Eine Region spiegelt sich immer in der Kultur wider, deshalb ist das immens wichtig. Das ist eine Entwicklung, die wir hoffentlich wieder schaffen umzudrehen.
Du kommst im Rahmen des Feilnbacher Almrausch auf Einladung von Andrea Hailer demnächst zu einer Konzertwanderung in die Rosenheimer Region. Kennst Du die Rosenheimer Region?
Ja, auf jeden Fall! Als ich 2014 nach München gezogen bin, war die Bad Aiblinger Band „Vait“ mein erster musikalische Anknüpfungspunkt. Die haben mich mit auf Tour genommen in die verschiedensten Ecken und deswegen mag ich diese Ecke total, da war ich damals viel unterwegs. Letztes Mal, als ich in Rosenheim war, habe ich im „Le Pirate“ gespielt. Bad Feilnbach selbst kenne ich bisher nur vom Vorbeifahren.
Was erwartet die Besucher des Almrausch?
Die Besucher erwartet das Trio-Programm, das auch die neuen Songs (der kürzlich erschienenen EP „Hoi“, Anmerk. d. Red.) umfasst. Das Trio ist quasi die Grundformation meiner Band, die je nach örtlichen Gegebenheiten zum Einsatz kommt: Maximilian Hilpold (Gesang, Gitarre), Emily Ferri (Klavier, Gesang) und unser Multi-Instrumentalist Simon Gamper (Schlagzeug, Trompete, Akkordeon, Gesang) – wir sind zu dritt und haben dann auch dreistimmigen Gesang. Musikalisch macht das immer total Spaß! Und wir möchten Gefühle und Erinnerungen, ein offenes Herz für die Bergwelt, die Natur und die Musik schaffen.
Wir freuen uns auf Euer Konzert und drücken alle Daumen, dass das Wetter passt!
Also, normal bin ich ein Sonnenkind, bis jetzt bin ich immer im Trockenen aufgetreten.
Interview: Claudia Pfurtscheller