Bad Feilnbach – „I brenn für’n Gipfe – johuä, Gipfebrenna, dohudiä!“ So beschwingt begleitete die Musikerin Helga Brenninger aus Dorfen die Teilnehmer der Konzertwanderung über den Niggl-Steig zur Schuhbräualm. Bei strahlendem Sonnenschein stimmten sich die Teilnehmer vor atemberaubendem Panorama ein auf das Konzert mit Max von Milland auf der Terrasse der Schuhbräualm.
„MomentnRoas“ – der Titel war Programm, ging es doch nicht um ein Mega-Event mit maximalem Profit, sondern um das gemeinsame Schaffen von Erinnerungen und Emotionen. Ein Teil der wenige Quadratmeter großen Terrasse der Almhütte umfunktioniert zur Bühne, davor das erwartungsvolle Publikum, eingebettet in die sanften Almwiesen, Kuhglocken zur Untermalung, später am Abend überspannt vom Sternenhimmel. Max von Milland (Gesang, Gitarre), begleitet von Emily Ferri (Gesang, Klavier) aus Graz und Multi-Instrumentalist Simon Gamper (Schlagzeug, Trompete, Akkordeon, Bass, Gesang) aus Südtirol fühlten sich sichtlich heimisch im „bayerischen Meran“.
Unter großem Applaus betrat das Trio die Bühne und packte das Publikum sofort mit dem bewegenden Instrumentalstück „1796“ (Jahr der Abwehr der Invasion Südtirols durch Napoleon) und dem zugehörigen Song „Brennende Herzen“, der von dem im 18. Jahrhundert entstandenen Brauch der Herz-Jesu-Feuer auf Südtiroler Berggipfeln, oft in Form von Herzen oder Kreuzen, jeweils drei Wochen nach Pfingsten, inspiriert ist. Bevor das Stück „Adrenalin“, kraftvoll unterstützt von Simon Gamper an der Trompete, seinem Namen alle Ehre machte, vergewisserte sich Max von Milland, dass die Zuhörer keine Untertitel benötigten – aber das Publikum bestätigte fröhlich, dass Bayern und Südtiroler sich wunderbar verstehen.
„Heimat“ ist unverkennbar ein Leitmotiv in Max von Millands Texten – Heimat, die man oft erst zu schätzen lernt, wenn man sie, wie er nach dem Abitur, verlassen hat und merkt, was man nun vermisst. Von Brixen nach Berlin – sehr viel größer kann ein Kulturschock schwerlich ausfallen. Jedoch definiert sich Heimat auch über vertraute Personen, die man in der Fremde trifft, was in dem Lied „Dahoam (Wo es seids)“ thematisiert wird.
Mit „Herz über Bluat“ richtet der Südtiroler Sänger einen eindringlichen Appell an die Zuhörer, diese Heimatliebe nicht ausgrenzend aufzufassen und ihre Herzen offen zu lassen. Der Ausverkauf der Heimat und der Natur Südtirols wird im rappigen Cover des bekannten Macky-Messer-Songs aus der „Dreigroschenoper“ ironisch kritisiert – hervorragend vorgetragen im Duett Max von Milland und Emily Ferri. Neben der Einspielung eines Zitats des Südtiroler Bergsteigers Reinhold Messner in „Bring mi hoam“ würdigte von Milland ein weiteres historisches Symbol seiner Heimat – den geheimnisumwobenen Ötzi – mit dem kraftvollen Titel „Spuren im Eis“.
Nach einer kurzen Pause und dem melancholischen Stück „Toal von ins“ luden die Musiker das Publikum nach dem Hit „Leg di her“ mit dem „Wir sind Helden“-Cover „Bitte gib mir lei ein A“ ein, trotz der langen Wanderung die Terrasse in eine Tanzfläche zu verwandeln – was prompt auch bei der musikalischen Hommage an die Südtiroler Begrüßung „Hoi“ aus der gleichnamigen aktuellen EP in die Tat umgesetzt wurde. Nach dem melancholisch-kraftvollen Appell des Stücks „Red mit mir“ verabschiedete sich das Trio zunächst mit „Ciao, Servus, Griass di & Baba“, bevor es das Publikum nach den Zugaben „Tonz“ und „Sei ma übern Berg“ endgültig in die laue Sommernacht entließ, untermalt von stimmungsvoll leuchtenden Taschen- und Stirnlampen.
Claudia Pfurtscheller