Herrenchiemsee – „Bach ist Bach, wie Gott Gott ist“, sagte einmal Hector Berlioz über den in allen Musikergenerationen verehrten Johann Sebastian Bach. Der selbst aber meinte: „Alles was man tun muss, ist, die richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.“ Beide Feststellungen trafen eindrucksvoll beim Konzert der „Freunde der Inselkonzerte auf Herrenchiemsee“ zu. Dazu gehörte auch das Ambiente – denn ausnahmsweise öffnete die Kapelle St. Maria neben dem Augustiner-Chorherrenstift für den Freundeskreis ihre Pforten, sodass die drei Suiten von Johann Sebastian Bach, eigentlich für Violoncello, von dem Bratschisten Nils Mönkemeyer in die Fassung für Viola umgeschrieben, im ehrwürdigen Gemäuer der Kapelle erklangen.
Mönkemeyer, einer der erfolgreichsten Bratschisten weltweit und zusammen mit dem Pianisten William Youn Intendant der Reihe der „Inselkonzerte“, bestritt das gesamte Konzert selbst. Es begann mit Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 3 C-Dur, BWV 1008, gefolgt von Suite Nr. 5 c-moll, BWV 1010 (anders als im Programm angegeben) und nach der Pause zuletzt noch die Suite Nr. 6 G-Dur BWV 1011.
Ein einleitendes Gespräch zwischen Nils Mönkemeyer und dem Vorsitzenden der Inselkonzerte, dem Musikphilologen Dr. Wolf-Dieter Seiffert, stimmte in das Programm ein. Auf die Frage, was Bachs Suiten für ihn bedeuten, erklärte Mönkemeyer, diese Musik sei so meditativ und persönlich für ihn „wie eine innere Unterhaltung mit mir selbst.“
Er habe die Suiten für Solo-Bratsche umgeschrieben, weil die Musik in der Barockzeit „noch nicht etwas so Festgelegtes“ gewesen sei. Musikalisch sei der Schritt vom Cello zur Bratsche sehr gering, liege lediglich in der Tonhöhe. Da es keinen Autografen (von Noten) gebe, aber vier Abschriften der Suiten, unter anderem von Bachs Ehefrau Anna Magdalena, könne man nicht genau zurückverfolgen, wie Bach die Musik ursprünglich gespielt haben wollte.
Mönkemeyer, durch und durch in die Musik versunken, spielte mit gewohnt höchster technischer Brillanz und musikalischer Einfühlsamkeit. Nach der Pause gab es kurz eine Unterbrechung von Bach – nämlich Allia Fantasia auch „Ayres“ von Nicola Matteis (1650 bis 1714), einem italienischen Komponisten, eine Generation älter als Bach.
Ein verzaubernd schöner Abschluss bot dem Publikum dann Bachs Suite Nr. 6 in der – draußen wie drinnen – wunderschönen historischen Atmosphäre der Kapelle. Mit stehendem Applaus bedankten sich die Zuhörer. Christiane Giesen