Beeindruckende stilistische Vielfalt

von Redaktion

Künstlerlandschaft Chiemsee ‘24 mit Studioausstellung von Antje Tesche-Mentzen

Prien – Es werde „eine bereichernde Entdeckungsreise,“ hatte die Laudatorin, Professor Dr. Sabine Coelsch-Foisner, über die Studioausstellung von Antje Tesche-Mentzen anlässlich der Vernissage der Ausstellung „Künstlerlandschaft Chiemsee ‘24“ gesagt. Doch nicht nur die Werke der international renommierten Künstlerin, sondern alle Oeuvres der diesjährigen Künstlerlandschaft lohnen es, entdeckt zu werden.

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zum Entdecken

Man sollte Zeit mitbringen, ein trüber Nachmittag beispielsweise, um sich durch die gesamte Ausstellung treiben zu lassen. Denn die Werke, die in der Galerie im Alten Rathaus gezeigt werden, bestechen mit beeindruckender stilistischer Bandbreite. Junge zeitgenössische Kunst trifft auf erfahrene Künstler, traditionsreiche Vergangenheit verschmilzt mit stilistischer Vielfalt. 60 Künstlern präsentieren ihre Werke. Ausgewählt wurden sie von einer siebenköpfigen Jury. Man könnte geneigt sein, noch mehr junge Kunst einzufordern. Die Kunsttage Prien mit der Pop-up-Galerie, der Galerie im Liendlhof, den Ausstellungen in Geschäften, auf Plätzen und in Parks machten es vor: frische und kreative Perspektiven, ungewöhnliche Materialien und außergewöhnliche Techniken.

Nun also die gut durchdachte Ausstellung in der Galerie im Alten Rathaus. Jede Etage, jeder Raum wartet mit Überraschungen auf. Mal sind es die Farben, die einen Raum prägen, wie den gelben Raum, in dem das Ölgemälde „Perlenkette“ von Elisabeth Mehrl mit der hölzernen Skulptur „Zwei in einem“ von Theresa Springl ein harmonisches Paar abgibt.

Mal sind es verschiedenste Objekte zeitgenössischer Künstler, wie der Raum, in dem sich zeitgenössische Künstler mit der Video-Installation „Pink Paradise“ mit rosa Plüschrahmen, die „DenkxSchranke“ aus Keramik, HO-Eisenbahn-Männchen und Zeichnung sowie ein träumerisch anmutendes Ölgemälde „Mensch im Wasser“ präsentieren. Da ist der Raum mit Farbfeld-Malerei: Rot-orange à la Mark Rothko oder doch lieber minimalistisch geometrische Figuren in Blau-Grün-Gelb? Im Raum mit kontemplativer Fülle – farblich harmonisch reduziert – ziehen Köpfe aus Betonguss den Blick auf sich.

Fotografien, digitale Collagen, Bronzeguss, Acryl, Öl, Industrie-Materialien, Holzschnitt, Minimal-Art mit Karte, Glas und Folien – mit verschiedensten Techniken verstehen es die Künstler, den Betrachter zum genauen Hinsehen, zum Nachdenken, zum Stirnrunzeln, zum Schmunzeln oder gar zum Traurigsein zu bringen.

Es kann hier nicht explizit auf jedes einzelne Ouevre, geschweige denn auf jeden einzelnen Künstler eingegangen werden. Allein ein paar Namen seien an dieser Stelle erlaubt. Großformatige Ölgemälde von Heidi Frank und Holzskulpturen von Peter Rappl – die beiden wurden dieses Jahr vom Rotary Club Chiemsee für herausragende künstlerische Positionen geehrt – zieren das Erdgeschoss.

Die Holzskulptur „Arabeske“ von Gerhard Kay, dem diesjährigen Preisträger „Junge Kunst“ des Kulturfördervereins, hat einen Ehrenplatz im zweiten Stock bekommen. Und Lenz Hamberger, heuer ausgezeichnet mit dem Kulturförderverein-Ehrenpreis für sein Lebenswerk, präsentiert sich im ersten Stock mit zwei kleinformatigen Holzschnitten.

Und da ist natürlich die Studioausstellung von Antje Tesche-Mentzen: Die ausgebildete Sängerin, Pianistin, Ballettänzerin, Bildhauerin und Malerin, deren Werke auf Ausstellungen deutschlandweit und in Brüssel, Paris, Venedig, Florenz, New York und Peking zu sehen waren, wurde bei der Vernissage von Professor Dr. Sabine Coelsch-Foisner als „Zeugnis bildender Kunst“ beschrieben. Mit ihren Hafendorfer Konzerten und Ateliertagen lasse sie die Salonkultur bedeutender Frauen wieder aufleben.

Einflüsse von Musik und Literatur

Dass Musik und Literatur sie täglich begleiten, könne man bei ihren Gemälden, Skizzen und Bronzeskulpturen ausmachen. Beim „Lied der Erde“ sind Noten des Komponisten Gustav Mahler in der Leinwand verewigt, in der Skulptur „Das Hohe Lied der Liebe“ finden sich eingravierte Texte und „Gier der Welt“ behaftet die Künstlerin mit Geldnoten. Inspiriert von den Worten von Johann Wolfgang von Goethe „meine Seele hat Flügel“ hat sie Ganymed erschaffen. Acrylbilder wie „Wasserspiegelungen“ sind „duftend, schimmernd und sinnlich“, so Coelsch-Foisner. Die Tusche-Skizzen, die bei Reisen von Antje Tesche-Mentzen entstanden sind, belegen, wie sich Wirklichkeit verdichtet, und sind doch auch gleichzeitig zart-kritische Kritik. Wahrlich: Die Künstlerlandschaft Chiemsee ist ein Dialog mit der Kunst unserer Zeit. Eintauchen lohnt sich.

Bis 27. Oktober

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