„Wann ist ein Mann ein Mann?

von Redaktion

Kabarettisten mit jeder Menge Selbstironie beim Montagsbrettl von Michael Altinger im Wasserburger Rathaussaal

Wasserburg – „Es sind nicht alle Kollegen gelandet.“ Kabarettist Michael Altinger, Gastgeber des Montagsbrettls, vermisst noch Timo Wopp. Der sitzt noch im Auto, kämpft sich im Dauerregen von Berlin nach Wasserburg durch. Alle im ausverkauften Rathaussaal sind gespannt, ob es ihn rechtzeitig hereinspült.

So startet der Bamberger Mäc Härder – Testbildanzug und Treuepunktsocken sind Programm. „Wir haben nicht gegoogelt, wir haben überlegt“, so sein Motto. Der 64-Jährige bringt den Millenials im Saal die Jugend der Babyboomer satirisch nah: den Geruch in Telefonzellen: „Wie wenn einer in einen Aschenbecher gepinkelt hat.“

Der Saal johlt, als er beim Werbespruchraten Clementine und Meister Propper auferstehen lässt. Übrigens hat er keine Lust auf Bungeejumping, weil er „im Fluss nicht seine Dritten“ suchen will. Dabei ist Härder auch ein echter Akrobat: Er jongliert mit farbigen Bällen, die für Scholz, Lindner und Habeck stehen sollen, zeigt, wo es in der Ampelkoalition hakt.

Danach klagt Michael Altinger, dass seine Frau ihn einen „alten weißen Mann“ nennt, nur weil er seit 20 Jahren denselben Grill benutzt, statt sich klimaneutral eine „Wall Box für Käsegriller“ anzuschaffen.

Der „linksgrün versiffte Best Ager“ (Altinger über Altinger) präsentiert mit Philipp Weber aus Tübingen, den nächsten Gast, der sich ebenfalls selbst nicht allzu ernst nimmt. Der „Speedy Gonzalez des Kabaretts“ (Altinger über Weber) tigert mit Pferdeschwanz auf und ab. Im Stakkato hadert er über seinen Cyborg-Vater, in dem dank Herzschrittmacher und Titanknien bald mehr Edelmetalle stecken als die Bundesbank bunkert: „Wir müssen ins Krankenhaus, der Papa hat sich uffghängt.“ „Selbstmord?“ „Nein, Softwareupdate“. Bald heißt es, „wer erbt das Haus und – wer die Leiche?“

Allen Demokratiemüden empfiehlt er einen Urlaub über „Diktatours“ in einer Diktatur zu buchen. Und Trump, dessen Frisur wirkt, als hätte er „einen Affenpinscher ersäuft und sich auf den Kopf gesetzt“, zeige der Jugend, dass „Autokratismus auch noch Scheiße aussieht.“ Der Berliner Timo Wopp hat es dann nach neun Stunden Autofahrt noch zum Montagsbrettl geschafft. „Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Wetterphänomene zugenommen haben, seit wir gendern?“, führt er alle Verschwörungstheorien ad absurdum. „Ihr seid mein Sommerurlaub“ bedankt sich der zweifache, gestresste Vater beim Publikum. Als „skinny fad“ würden sie ihn bezeichnen, „schlank aber schwabbelig. Aber dafür, dass ich schon zwei Kinder hab…“

Mit Timo Wopp zieht sich der selbstironische männliche Blick weiter durch den launigen Abend. Und – auch der 48-Jährige jongliert meisterlich. Schließlich war er mal beim Cirque du Soleil in New York engagiert. Er schafft es, Zigarette und brennendes Streichholz so in den Mund zu werfen, dass er die Zigarette anzünden kann. Mal sehen, mit welchen Kunststücken Michael Altinger beim nächsten Montagsbrettl Wasserburg überrascht.Petra Jahn

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