Der „Alpara“ und seine Freunde

von Redaktion

Volksmusikpflege Jodler zwischen historischen Verständigungsrufen und Salonjodlern

Welche Jodler hat es denn in Oberbayern gegeben? Wo kommen die Jodler her? Was ist ein richtiger Jodler? Wo kann man jodeln lernen? Viele Anfragen zu ganz unterschiedlichen Themen erreichen das Büro vom „Förderverein Volksmusik Oberbayern“ und die Kreisvolksmusikpflege. Daran können wir teils auch ermessen, was gerade „in“ ist in unserer Gesellschaft oder auch in der bewussten Volksmusikpflege. Bei manchen ist auch das Jodeldiplom von Loriot noch im Hinterkopf – wenngleich ich mir habe sagen lassen, dass es so etwas heute auch gibt!

Die Jodler gehören in ihrer Improvisation und Variantenbildung zu den am wenigsten schriftlich fixierbaren Phänomenen in der Volksmusik – obwohl es in den vergangenen 130 Jahren auch viele Aufzeichnungen gibt, vor allem von wichtigen Volksliedforschern in Österreich wie Josef Pommer bis Karl Horak, Walter Deutsch und Gerlinde Haid. Kiem Pauli, Kurt Huber oder Wastl Fanderl haben in Oberbayern nur wenige Jodler und Almrufe gefunden (beispielsweise vom Berchtesgadener Land bis ins Werdenfels).

Die oberbayerische Volksliedpflege bedient sich vor allem in den österreichischen Sammlungen. Wolfgang A. Mayer und Franz Schötz haben die niederbayerische Form der „Ari“ vor dem Vergessen bewahrt und mit neuem Leben erfüllt.

Die Jodler, diese „Lieder ohne Worte“ mit ihren eingängigen oder besonderen Weisen, ihrer Mehrstimmigkeit oder als Einzelruf sind ein kulturelles Phänomen, nicht nur im Alpenland, sondern auch in anderen Erdteilen, wie Felix Hoerburger aufgezeigt hat. Erich Sepp hat über den Jodler gearbeitet und maßgeblich die Jodlerkurse der Gegenwart begonnen, die das Wohlbefinden der Teilnehmer fördern und emotional-musikalische Türen öffnen können.

In Oberbayern zeigen die spärlichen Quellen die ganz unterschiedlichen Ausprägungen vom „Juh-Schroah“ und Juchezer der Burschen und Dirndl als Lust- und Verständigungsruf und dem Almruf und „Oimschroah“ der Sennerinnen und „Hüatabuam“ – bis hin zu den im frühen 19. Jahrhundert im bürgerlich-adeligen Bereich beginnenden Kunstformen der „Alpenhaftigkeit“ (um 1830). Es war der Kreis um Herzog Maximilian in Bayern (1808 bis 1888), der diese Jodelsilben und Melodiemotive in die Almlieder einfügte oder Jodleranhänge zu Liedern gestaltete: Franz von Kobell, der die Geschichte vom Brandner Kaspar verfasste, Eugen Napoleon Neureuther und Ulrich Halbreiter aus der Münchner Künstlerszene waren da federführend. Dabei ist teils der Bezug zum Chiemgau (Grassau, Samerberg) und zu den heimatlichen Bergen (etwa Wendelstein) vertreten. Auch die Salonjodler der volkstümlichen Berufsmusik (beispielsweise Franzl Lang, Maria Hellwig und viele andere) basieren auf dieser Spaltung zwischen Natur und Künstlichkeit, zwischen Lebensäußerung und volkstümlicher Unterhaltungsmusik.

Gern erzählen wir Wissenswertes über das Jodeln und die Jodler, über Sammlungen und unterschiedliche Ausprägungen, etwa bei einem Abend über Ulrich Halbreiter am Montag, 14. Oktober, in der Reihe „Wissen Volksmusik“, auch mit praktischen Beispielen. Bei Interesse melden Sie sich bitte beim „Förderverein Volksmusik Oberbayern (83052 Bruckmühl, Pfarrweg 11, Telefon 08062/8078307) oder der Kreisvolksmusikpflege Rosenheim (ernst.schusser@heimatpfleger.bayern). Dabei erklingt einer der bekanntesten Jodler der Volksliedpflege, der „Alpara“, den Wastl Fanderl 1940 in Salzburg aufgeschrieben und in seinen Singstunden verbreitet hat (Druck 1960 in seiner „Sänger- und Musikanten- zeitung“). ernst schusser

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