„Er kleckselt, pinselt und malert“

von Redaktion

Kunstliebhaber pilgern zur Vernissage des dreijährigen Laurent Schwarz

Neubeuern – Während drinnen die Erwachsenen bei einem Glas Wein und Häppchen zu Loungemusik des DJs über Kunst plaudern, spielt einer lieber draußen im Dreck. Und das ist niemand Geringeres als der Künstler selbst: Laurent Schwarz, drei Jahre alt. Wegen ihm sind an diesem Donnerstagnachmittag aus nah und fern Kunstliebhaber und Journalisten angereist: Der Dreijährige gab seine erste private Vernissage.

Keine Lust
auf Kameras

Dass Laurent nichts an dem Trubel um seine Person gelegen ist, merkt man vor allem daran, dass er lieber mit seinem Elefanten spielt. Zusammen mit seinen Kindergartenfreunden klettert er an dem kleinen Aufgang zu der Scheune, in der seine Bilder ausgestellt werden. Wenn die Fotografen und Fernsehteams ihre Kameras auf ihn richten, dreht er sich weg oder läuft davon.

Die Interviews gibt an diesem Abend Mama Lisa Schwarz. „Für meine Frau ist das alles inzwischen zu einer Hauptaufgabe geworden“, sagt Papa Philipp Schwarz. Gehetzt spurtet sie von einem Medienvertreter zum nächsten, berichtet immer wieder das Gleiche: Dass alles während eines Familienurlaubs in Südtirol begann, und Laurent dort das erste Mal sein Interesse an Pinsel und Farbe zeigte. Dass sie ihm ein Atelier im Haus und einen Instagram-Kanal einrichteten, wie die Videos viral gingen und die Kaufangebote und Summen für Laurents Werke durch die Decke schossen. „Laurents Auflage ist limitiert. Und wenn er einmal nicht mehr malen will, dann ist das so“, sagt sie. Jetzt ist der Hype groß.

Ein Großteil
der Bilder verkauft

Wie seine Eltern in Interviews immer wieder betonen, fließt das Geld auf ein Extra-Konto nur für Laurent. Und bis auf wenige Bilder – darunter auch drei Werke, die die Familie derzeit nicht verkaufen will – sind noch vor Beginn der Eröffnungsrede die meisten ausgestellten Bilder verkauft, so Lisa Schwarz.

Gekoppelt an die Vernissage in dem alten Stadel war auch die Eröffnung des neuen Ausstellungsraums für die Ofenbaufirma von Papa Philipp Schwarz. Die Verbindung von Ländlichem und Moderne spiegelt sich im Obergeschoss: Die Galerie erlaubt einen Rundumblick auf das gesamte Gebäude, durch den Glasboden schaut man auf die Köpfe der Gäste, die sich durch den Raum bewegen, der Boden zum Teil noch originaler Holzboden aus Zeiten, wo hier vielleicht noch ein Bulldog parkte.

So wie Architektur und Kunst sich verbinden, verschmelzen an diesem Abend auch die Interessen. Denn die Liste der Sponsoren, die sich an diesem Abend in Neubeuern präsentierte, ist lang: Sei es die lokale Brauerei oder Kaffeerösterei, Gastronomen, die während der Vernissage Pizza- und Fleischhäppchen servieren, ein Wagen mit Eis eines bekannten Fernsehkochs oder ein Farbhersteller.

Den Kunstliebhabern war, ebenso wie Laurent, der Trubel egal. Denn sie kamen wegen der Bilder. So wie Martin Kejklicek aus Brno (Brünn) in Tschechien. Er ist einer der Käufer und eigens für die Vernissage angereist, um das Bild abzuholen. „Ich habe ‚The cow‘ gekauft. Ich sehe zwar keine Kuh, aber mir gefallen die Bilder“, erklärt er auf Nachfrage. Über die Summe, die er gezahlt hat, will er nicht sprechen. Aufhängen möchte es der Unternehmer in seiner privaten Kinderklinik in Brünn.

Auch Angi Oberloher aus Haag interessiert sich für ein Gemälde. Sie und ihr Mann haben eine Geschäftsbeziehung zur Familie Schwarz und Laurents Werdegang von Anfang an beobachtet. Ihr gefallen die Farben, besonders von „The Elefant“: „Wenn ich eines bekomme, gut, wenn nicht, dann ist das auch in Ordnung“, sagt sie. Über Geld spricht auch sie nicht.

Gebote für einen guten Zweck

Während der Vernissage hatten Interessierte auch noch die Möglichkeit, geheim Gebote auf eines von Laurents Bildern abzugeben. Der Erlös soll für eine gemeinnützige Organisation und „zugute von Kindern“ gespendet werden, erklärte die Familie. Festgelegt haben sie sich aber noch nicht. Die Summe wurde nicht bekannt gegeben, die Auktion bewusst verdeckt geführt. „So hat jeder die Möglichkeit, mitzubieten“, sagt Philipp Schwarz.

„Das höchste Gebot für ein Bild von Laurent liegt derzeit bei 325000 Euro“, sagt Philipp Schwarz auf Nachfrage. Es komme wohl aus Übersee – Dubai. Da es sich um das Erstwerk „The Fingers“ handelt, will die Familie aber nicht verkaufen.

Ob das Kunst ist? Davon scheint die Familie selbst nicht überzeugt. Denn das sagte auch Redner Heinz Baumgartner, der die Familie vorstellte. „Ich sowie die Familie Schwarz, wir sind nicht davon überzeugt. Er kleckselt, pinselt und malert“, so Baumgartner.

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